Geburtskomplikationen

Gyn-Depesche 5/2022

Die postpartale Hämorrhagie betrifft häufiger ethnische Minderheiten

Frauen aus ethnischen Minderheiten haben in England ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere postpartale Blutungen. Zu diesem Ergebnis kommen britische Forschende nach Auswertung zahlreicher Geburten.
Starke Blutungen unter oder nach der Geburt können die Gesundheit der Mutter nachhaltig beeinträchtigen. Sie sind zudem die Hauptursache der Müttersterblichkeit. Das Forscherteam aus London ging nun der Frage nach, inwiefern die ethnische Abstammung einer Frau ihr Blutungsrisiko beeinflusst und welche Rolle diesbezüglich weitere maternale, fetale und geburtshilfliche Faktoren spielen. Das Analysekollektiv umfasste 981.801 Geburten in England zwischen 2015 und 2017. 77,8 % der Mütter hatten weiße Hautfarbe, 11,8 % waren südasiatischer Abstammung, 4,6 % hatten dunkle Hautfarbe, 1,8 % waren gemischter Ethnizität und 3,9 % hatten einen anderen ethnischen Hintergrund. Bei 28.268 Geburten (2,9 %) war ein Blutverlust von mindestens 1.500 ml aufgetreten. Hiervon waren überproportional häufig Frauen nicht weißer Hautfarbe betroffen: Bei Berücksichtigung potenzieller Confounder errechnete sich für Frauen dunkler Hautfarbe ein um 54 % und für Frauen anderer ethnischer Gruppen ein um 37 % erhöhtes Hämorrhagie- Risiko. Dieser Zusammenhang hielt auch verschiedenen Sensitivitätsanalysen (Erstgebärende, Blutverlust ≥ 500ml bzw. ≥ 3.000 ml) stand. Warum diese Ungleichheiten bezüglich des postpartalen Blutungsrisikos in England existieren, können die Forschenden nicht erklären. Möglicherweise werden Frauen aus ethnischen Minderheiten intra- und postpartal weniger intensiv überwacht oder erhalten eine schlechtere Prophylaxe, so ihre Hypothese. LO
Quelle: Jardine J et al.: Risk of postpartum haemorrhage is associated with ethnicity: A cohort study of 981801 births in England. BJOG 2022; 129(8): 1269-1277. doi: 10.1111/1471-0528.17051

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