Endometriose

Gyn-Depesche 5/2020

Die Rolle des Mikrobioms nicht außer Acht lassen

Endometriose ist ein entzündlicher Krankheitsprozess, der durch Läsionen von endometriumähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter gekennzeichnet ist und häufig Frauen im gebärfähigen Alter betrifft.
Die Ätiologie und Pathogenese der Endometriose werden derzeit noch untersucht. Es gibt Hinweise darauf, dass zwischen Endometriose und Mikrobiom eine komplexe bidirektionale Wechselwirkung besteht.
Das Mikrobiom verkapselt das gesamte genetische Material der Mikroben, einschließlich Bakterien, Pilze, Viren und Archaeen, die im Wirt leben und verschiedene physiologische Funktionen regulieren. Es ist viel darüber bekannt, wie das Darmmikrobiom die Integrität der gastrointestinalen epithelialen Auskleidung sowie die Immun- Homöostase aufrechterhält und so bakterielle Translokationen verhindert, die mindergradige systemische Entzündungen verursachen können. Umgekehrt ist über das Vorhandensein und die Zusammensetzung des Mikrobioms entlang des weiblichen Fortpflanzungstrakts und seine Rolle bei der Entstehung einer Endometriose oder anderen gynäkologischen Erkrankungen wenig bekannt. In Anbetracht des veränderten Entzündungsstatus bei der Endometriose ist die Postulierung, dass das Mikrobiom beteiligt ist, logisch. So scheint eine Endometriose mit erhöhten Konzentrationen von Proteobakterien, Enterobacteriaceae, Streptococcus und E. coli über verschiedene Mikrobiomstellen verbunden zu sein, auch Firmicutes und die Gattung Gardnerella spielen eine Rolle.
Diese Studie präsentiert die erste systematische Überprüfung der Literatur, die das Mikrobiom von Säugetierwirten mit und ohne Endometriose vergleicht. Von den über 251 erfassten Datensätzen aus den Jahren 2002 bis 2019 konnten nur 18 den streng definierten Auswahlkriterien Stand halten und wurden von zwei Autoren unabhängig voneinander gesichtet und bewertet.
13 der 18 identifizierten Studien waren klinische Studien, die verschiedene Gewebetypen untersuchten, darunter Darm, Vagina, Gebärmutterhals, Endometrium, Eileiter, Eierstöcke, Bauchfell, Peritonealflüssigkeit, Follikelflüssigkeit, Menstruationsblut und ektopische Endometrioseherde. Es scheint eine komplexe bidirektionale Beziehung zwischen Mikrobiom und Endometriose zu geben, so das Fazit der Autoren: Labor- und klinische Studien zeigen, dass es tatsächlich Unterschiede in der Mikrobiomzusammensetzung von Wirten mit und ohne Endometriose gibt. VW
Quelle: Leonardi M et al.: Endometriosis and the microbiome: a systematic review. BJOG 2019; https://doi.org/10.1111/1471-0528.15916

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