Kombinierte orale Kontrazeption

Gyn-Depesche 4/2018

Die Sieben-Tage-Pause ist obsolet

Bei der kombinierten oralen Kontrazeption hat sich ein Einnahmemodus von 21/7 etabliert, also eine einwöchige Pillenpause. Diese ist aus der Sicht zweier Experten aus London jedoch unnötig und sollte daher abgeschafft oder zumindest verkürzt werden.

Die heute als „Pille“ bekannte Kombination war ursprünglich eingeführt worden, um die Menstruation zu regulieren. Die kontrazeptive Funktion trat aber bald in den Vordergrund. Um die Methode möglichst „natürlich“ erscheinen zu lassen, schrieb man einen Einnahme-Stopp für jede vierte Woche vor, was zu einer Entzugsblutung führte. Das Konzept beruhte dabei nicht auf wissenschaftlichen Daten, sondern rein auf der Annahme, dass Frauen eine monatliche Blutung als beruhigend empfinden würden. Als später die Dosis von Ethinylestradiol (EE) von 150 auf 10 bis 35 μg tgl. reduziert wurde, nahmen die Nebenwirkungen ab. Der Preis war ein höheres Risiko, dass die Kontrazeption versagt.
Die britischen Autoren sichteten die Daten über die Vor- und Nachteile einer kürzeren Pillenpause bzw. einer kontinuierlichen Einnahme. Insbesondere interessierten sie sich für die Ovar-Aktivität und die Follikelentwicklung im hormonfreien Intervall, ein Marker des Schwangerschaftsrisikos. Aus der Literatur ist zu folgern, dass inter- und intraindividuelle Resorption sowie die Verstoffwechselung der oralen Hormone beträchtlich schwanken. Auch bei perfekter Einnahme ermöglicht der Verlust der endokrinen Suppression in der siebentägigen Pause eine Follikelentwicklung, verbunden mit dem Risiko einer „Escape-Ovulation“ bei dafür disponierten Frauen.
 
Weniger Pause für mehr Sicherheit
 
Eine Verkürzung oder Elimination der Pillenpause verbessert die kontrazeptive Wirksamkeit bei Verwendung der niedrigsten verfügbaren Hormondosis. Allerdings müssen negative oder positive Auswirkungen auf den Kreislauf kontinuierlicher oder verlängerter Regime mit 20 μg EE noch überprüft werden.
Die Menstruation, auch die „normal“ verlaufende, ist eine Belastung für das Leben der meisten Frauen. Die sexuelle Aktivität wird gestört, am Arbeitsplatz ist sie lästig und sie behindert sportliche Betätigung.
Die Autoren plädieren daher, vor allem aus Gründen der kontrazeptiven Effektivität, für eine von drei Optionen:
1) Beim kontinuierlich-flexiblen Regime werden die Hormone täglich genommen (möglichst mit nur 20 μg EE); bei Bedarf kann aber eine Pause von drei bis vier Tagen eingeschaltet werden.
2) „Dreierzyklen“ mit kontinuierlicher Einnahme für 84 oder 63 Tage und anschließender viertägiger Pause
3) Frauen, die bei monatlichen Blutungen bleiben wollen, können die Pause auf vier Tage verkürzen, um die kontrazeptive Sicherheit zu verbessern.
Die siebentägige Pillenpause sollte aus Sicht der Autoren aber der Historie angehören. WE
Quelle:

MacGregor A et al.: The 7-day contraceptive hormone-free interval should bei consigned to history. BMJ Sex Reprod Health 2018; 44: 214-20

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