Zur klinischen Charakteristik und Therapie des Tubenkarzinoms im Frühstadium existieren aufgrund der geringen Fallzahlen nur wenig valide Daten. Die Ergebnisse einer Kohortenstudie legen nahe, dass die Ähnlichkeiten zum epithelialen Ovarialkarzinom nicht so stark sind wie bisher angenommen.
In zwei Kliniken in Massachusetts wurden in elf Jahren 385 Frauen wegen eines epithelialen Ovarialkarzinoms im FIGO-Stadium Ia-c und 43 Frauen wegen eines Tubenkarzinoms im gleichen Stadium behandelt. Hinsichtlich der Therapie gab es wenig Unterschiede: Die meisten unterzogen sich einer platinbasierten Chemotherapie, meist in Kombination mit Paclitaxel und einer bilateralen Salpingo-Oophorektomie.
Bei der histologischen Klassifikation der Karzinome traten einige Unterschiede auf. Patientinnen mit Tubenkarzinom hatten in erster Linie seröse (61%) und endometrioide (21%) Tumoren, während beim Ovarialkarzinom weniger seröse und mehr endometrioide, muzinöse und klarzellige Formen vorlagen. Der Eileiterkrebs befand sich häufiger im FIGO-Stadium Ia (65 versus 48%), war aber schlechter differenziert als der Eierstockkrebs (60 versus 31% Grad 3). Ein komplettes Staging wurde beim Tubenkarzinom häufiger durchgeführt als beim Ovarialkarzinom.
Frauen mit Tubenkarzinom wiesen darüber hinaus häufiger eine BRCA1-Mutation auf (46 versus 9%). Auch die Brustkrebsrate lag bei ihnen höher (26 versus 6%), während Endometriumkarzinome in beiden Gruppen etwa gleich häufig auftraten. Hinsichtlich der Prognose unterschieden sich die beiden Karzinosen im Frühstadium nicht signifikant: Die Fünf-Jahres-Gesamtüberlebensrate betrug beim Tubenkarzinom 100% und beim Ovarialkarzinom 95%. CW