Urethral-Koitus

Gyn-Depesche 1/2017

Eine ungewöhnliche Inkontinenz-Ursache

Eine 38-jährige Patientin stellte sich wegen Harninkontinenz und Dyspareunie in einer Klinik in Teheran vor. Bei der Untersuchung fand man unauffällige sekundäre Geschlechtsmerkmale, aber anstelle einer Vagina wies die Patientin eine Megalourethra auf, mit der sie jahrelang urethralen Koitus vollzogen hatte. Als zugrunde liegende Erkrankung stellte sich ein Mayer-Rokitansky-Kuster-Hauser-Syndrom (MRKH) heraus.

Nicht zuletzt in der durchgeführten Bildgebung (Sonographie und MRT) wurde das MRKH-Syndrom evident: Es lag eine Aplasie der Vagina vor, sowie bilateral unauffällige Ovarien und ein rudimentärer Uterus bicornis. Das äußere Genitale war unauffällig mit normaler Vulva, normalen Labien und einer unauffälligen Klitoris. Die Megalourethra zeigte allerdings einen inkompetenten Verschlussmechanismus für Urin, was zur Inkontinenzsymptomatik bei leichten körperlichen Alltagsaktivitäten führte. Der Karyotyp war 46XX.
Nachdem die MRKH-Syndrom-Diagnose gestellt war, wurde die Patientin chirurgisch behandelt. Man führte eine Urethroplastik mittels Urethra-Plication und eine Anti-Inkontinenz- Operation mittels autologer Faszienschlinge um den Blasenhals durch. Abschließend wurde eine Neo-Vagina aus einem Urethra-Flap gebildet.
Urethraler Koitus kommt insgesamt selten vor, meistens bei Patientinnen mit Müller-Anomalien. Als Komplikationen können Urethradilatation, Trauma, Inkontinenz und Harnwegsinfektionen auftreten, bis hin zur Pyelonephritis. Einige Patientinnen haben aber auch gar keine Beschwerden. CB
Quelle:

Sharifiaghdas F et al.: An unusual cause of urinary incontinence: ... Investig Clin Urol 2016; 57: 367-71

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x