Endometriumkarzinom

Gyn-Depesche 5/2022

Entscheidend ist die Dauer des Übergewichts

Dass Adipositas das Risiko eines Endometriumkarzinoms erhöht, weiß man. Neu ist die Erkenntnis, dass es dabei offenbar weniger auf den aktuellen BMI als auf die Entwicklung des Körpergewichts über die Jahre ankommt.
Ein Wissenschaftsteam wertete zwei Fall-Kontroll-Studien aus Italien und der Schweiz aus, in denen Frauen über ihr Gewicht in verschiedenen Altersdekaden befragt wurden. In die gepoolte Analyse gingen 458 Patientinnen mit Endometriumkarzinom und 782 etwa gleichaltrige Frauen ohne eine entsprechende Diagnose ein. Anhand des Verlaufs ihres BMIs ordnete man die Teilnehmerinnen fünf verschiedenen Trajektorien zu. Als Referenz für das assoziierte Risiko eines Endometriumkarzinoms diente die Gruppe der Frauen, die stabil normalgewichtig waren. Im Vergleich zu diesen wiesen Frauen mit einer Entwicklung von Unter- zu Normalgewicht ein um 50 % geringeres Risiko für ein Endometriumkarzinom auf. Ein Anstieg von Normal- zu Übergewicht war mit einer nur leichten Risikoerhöhung um 3 % verbunden. Bei Frauen, die während ihres ganzen Erwachsenenlebens übergewichtig waren, kletterte es dagegen um 71 %. Wurde das Übergewicht im Lauf der Jahre zu einer Adipositas, verdoppelte sich das Risiko eines Endometriumkarzinoms sogar. Eine menopausale Hormontherapie schien den ungünstigen Einfluss des Gewichts dagegen abzumildern.
In welchem Ausmaß endogene Östrogene, die im Fettgewebe durch Aromatisierung aus Androgenen entstehen, das Krebsrisiko erhöhen, hängt also erheblich von der Expositionsdauer ab, so das Fazit der Forschenden. Einer anhaltenden Gewichtszunahme entgegenzuwirken, könne möglicherweise helfen, Endometriumkarzinome zu vermeiden. CW
Quelle: Dalmartello M et al.: Adult lifetime body mass index trajectories and endometrial cancer risk. BJOG 2022; 129: 1521-9

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