Fetales Wachstum

Gyn-Depesche 3/2019

Es kommt nicht nur auf die Größe an

Eine Herausforderung bei der Beurteilung des fetalen Wachstums ist die Unterscheidung zwischen einer konstitutionellen Abweichung von der „normalen“ Größe und einer pathologischen Wachstumsrestriktion.

Bei Messungen der Fetus-Größe orientiert man sich üblicherweise an Kurven, die diese mit dem Alter korrelieren, wobei ein Bereich zwischen der zehnten und der 90. Perzentile als angemessen für das Gestationsalter angesehen wird. Um die Wachstumsgeschwindigkeit zu beurteilen, braucht man aber mindestens zwei Messungen in zeitlichem Abstand. Die Wachstumsrate zu wissen, gibt höchstwahrscheinlich bessere Auskunft über die fetale Entwicklung als ein einzelnes Größenmaß. Referenzwerte dafür gibt es bisher allerdings nicht.
Eine amerikanische Arbeitsgruppe sammelte nun im Rahmen einer prospektiven Studie, an der sich zwölf US-Zentren beteiligten, zwischen 2009 und 2013 Daten von 1.733 nicht adipösen Schwangeren mit niedrigem Risiko, die ein Einzelkind erwarteten. Mittels Ultraschall wurden biparietaler Kopfdurchmesser, Kopfumfang, Bauchumfang und Femurlänge des Fetus gemessen und dessen Gewicht berechnet. Perzentilen der Wachstumsgeschwindigkeit ermittelte man auf zwei Arten: anhand von zwei Messungen im Abstand von einer Woche (wöchentliche Wachstumsrate) und anhand von zwei Sono-Messungen in angemessenem Abstand zweier Punkte des Gestationsalters (für ein Messinstrument des Parameters).
 
Früher Wachstumsschub
 
Es zeigte sich, dass das fetale Wachstum nicht linear verläuft. Typisch war ein beschleunigtes Wachstum der meisten Parameter früh in der Schwangerschaft, mit Gipfeln in der 13. bis 16. SSW. Bei einigen Parametern manifestierten sich auch spätere Wachstumsschübe. Die Geschwindigkeit des errechneten fetalen Gewichts hatte einen Peak rund um die 35. SSW. Die Zunahme des Gewichts korrelierte nur wenig mit der fetalen Größe.
 
Wachstumsformel
 
Basierend auf ihren Messungen haben die Autoren eine mathematische Formel entwickelt, mit dem sich die fetale Wachstumsgeschwindigkeit anhand von Messungen zu zwei beliebigen Zeitpunkten errechnen lässt. Weitere Forschungen sollen zeigen, ob man anhand von Geschwindigkeits- Perzentilen im anomalen Bereich Feten und Neugeborene identifizieren kann, bei denen ein erhöhtes Morbiditätsund Mortalitätsrisiko besteht. WE
Quelle:

Grantz KL et al.: Fetal growth velocity: the NICHD fetal growth studies. Am J Obstet Gynecol 2018; 285.e1-36

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