Der Großteil der Evidenz spricht dafür, dass die „Pille danach“ die Ovulation hemmt. Dennoch verweisen einige Interessensvertreter weiterhin auf einen heute großteils widerlegten Mechanismus, demzufolge Notfallkontrazeptiva die Nidation verhindern, und nutzen diese Theorie als Argument gegen Notfallverhütung – obwohl eine Schwangerschaft per Definition ohnehin erst bei erfolgreicher Einnistung besteht. Hinzu kommt, dass eben jener wissenschaftlich kaum mehr haltbare Wirkmechanismus weiterhin in den Beipackzetteln US-amerikanischer Notfall- Pillen notiert ist (während entsprechende Anmerkungen aus europäischen Labels gelöscht wurden).
Die Folge dieser andauernden Diskussion scheint eine allgemeine Verwirrung zu sein. In einer Online-Umfrage der American Society for Emergency Contraception zum Thema orale Notfallverhütung beschrieben 60 % der über 500 Befragten einen Wirkmechanismus, der in die Kategorie „Postfertilisation/Präimplantation“ einzuordnen war. 40 % der Antworten fielen in die Kategorie „Präfertilisation“ und entsprachen damit dem Forschungsstand. Und knapp 10 % erläuterten einen Mechanismus, der erst nach Einnistung des befruchteten Eis greift. Dabei schienen nicht nur viele Befragte die Begriffe „Notfallverhütung“ und „Abtreibung“ zu verwechseln, auch ließen einige Antworten auf erhebliche Wissenslücken beim Thema Schwangerschaft schließen.
Ob das Wissen über den Wirkmechanismus die Entscheidung einzelner Frauen für oder gegen Notfallverhütung beeinflusst, ließ die Studie jedoch offen. RG