Fortbildungskongress der Frauenärztlichen Bundesakademie, 30.3.-1.4.2000 in Düsseldorf

Gyn-Depesche 4/2000

Evaluierung von Therapie- und Vorsorgemaßnahmen

Von Akupunktur über Impfungen, Naturheilkunde, Psychosomatik Ultraschall und Vulva-Sprechstunde reichte das breit gefächerte Angebot beim diesjährigen Fortbildungskongress der Frauenärztlichen Bundesakademie, zu dem über 1000 Teilnehmer nach Düsseldorf anreisten.

GnRH-Antagonisten sind bisher nur zur Downregulation bei kontrollierter ovarieller Stimulation im Rahmen der assistierten Reproduktion zugelassen; mögliche Indikationen umfassen jedoch die Therapie benigner und maligner Erkrankungen, die von Sexualhormonen beeinflusst werden. Zwei neue Ansätze haben Gynäkologen aus Lübeck in Pilotstudien getestet: Bei 20 Patientinnen mit Uterus myomatosus reduzierte sich unter Cetrorelix (3 mg/1x wöchentlich) das Volumen um durchschnittlich 34%. Der Maximaleffekt war schon nach 14 Tagen erreicht. Myome, die auf diese Kurzzeittherapie nicht ansprachen, zeigten auch bei längerer Behandlungszeit keine Verkleinerung. Darüber hinaus eignen sich GnRH-Antagonisten vielleicht auch zur Schmerztherapie der Endometriose: Alle 15 Patientinnen waren während der Therapie mit 3 mg/Woche schmerzfrei, bei 9 von 15 konnte eine Regression nach achtwöchiger Behandlung dokumentiert werden. Bei den Endometriumbiopsien nach Therapieende wurde eine Atrophie von Stroma und Drüsengewebe gesichert. Diese ersten Daten nähren die Hoffnung, betroffenen Patientinnen mit einer Antagonisten-Intervalltherapie - eventuell in höherer Dosierung - zu einer weitgehenden Schmerzfreiheit verhelfen zu können. R. Felberbaum, Lübeck Psychosomatik spielt in der Frauenheilkunde eine besonders große Rolle: Laut einer Umfrage wollen 38% der Patientinnen in der Facharztpraxis seelische Probleme erörtern, 15% über Paarprobleme reden, 21% über sexuelle Störungen. Gespräche zu diesen Themen müssen nicht "ewig" dauern - Gynäkologen, die sich die Kompetenz zur psychosomatischen Grundversorgung erworben haben, können vielmehr den Focus schneller herausarbeiten und mit den Patientinnen Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. Lohnenswert kann dabei das Angebot von Zusatzverfahren sein - etwa autogenes Training, Komplementärmedizin, Musik- oder auch Maltherapie. Die Ansprechpartner müssen dazu nicht direkt in der Praxis arbeiten, sinnvoll ist jedoch ein Netzwerk mit entsprechend ausgebildeten Therapeuten. F. Siedentopf, Berlin Obwohl aus mehreren Ländern detaillierte Daten darüber vorliegen, dass die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) nicht mit einem erhöhten kindlichen Fehlbildungsrisiko einhergeht, wurde die Kostenübernahme durch gesetzliche Kassen wegen fehlender Daten zum Malformationsrisiko gestrichen. Deutsche Reproduktionsmediziner haben deshalb die weltweit größte Studie zu Fehlbildungen von ICSI-Kindern gestartet; sie wird 2001 abgeschlossen sein und Daten von 2 800 ICSI- und 8 000 spontan geborenen Kindern umfassen. Rund die Hälfte der Zyklen, die für signifikante Ergebnisse bei der deutschen ICSI-Multicenterstudie benötigt werden, sind inzwischen abgeschlossen. 60 IVF-Zentren sind bereit, sich an der Studie zu beteiligen, in die 2 500 Kinder eingehen müssen, um ein Abweichen der Fehlbildungsrate um 2% von der Normalpopulation zu erfassen. 1 861 Fälle sind inzwischen rekrutiert, ein abgeschlossener Erstkontakt liegt in 1 354 Fällen vor, abgeschlossen sind 417. Nach den Interimsdaten liegt die Fehlbildungsrate mit 1:100 nach ICSI nicht höher als in der Kontrollgruppe. M. Ludwig, Lübeck Thrombosen in der Eigen- oder Familienanamnese sind im Zusammenhang mit der Hormonsubstitution in ein neues Licht gerückt und vor dem Beginn der Hormongabe zu erheben und gewichten. Speziell im ersten Jahr der HRT und bei Frauen, die keine oralen Kontrazeptiva eingenommen haben, ist mit einer erhöhten Thromboserate zu rechnen. Das gilt nicht nur für die klassische HRT mit Östrogenen und Gestagenen, sondern auch für die kontinuierlich-kombinierte Therapieform sowie für die Behandlung mit selektiven Estrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM). O. Ortmann, Lübeck Eine gestörte Ovarfunktion ist oft allein durch eine Blickdiagnose zu vermuten: Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt sie vor bei Untergewicht mit einem BMI unter 19,5 kg/m3, bei androidem Übergewicht (BMI über 25 kg/m3), bei Androgenisierungserscheinungen, dysmorphem Groß- oder Kleinwuchs. Androides Übergewicht zieht langfristig erhebliche funktionelle Folgen nach sich und birgt unbehandelt massive Risiken. Via Insulinresistenz, erhöhte Androgene, erhöhtes Prolaktin und verminderte sexualhormon-bindende Globuline kommt es zu Fettstoffwechsel-Störungen, die in ein metabolisches Syndrom einmünden. Unbehandelt resultiert hieraus ein stark erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II und hormon-assoziierter Tumoren. Letztlich verkürzt sich die Lebens-erwartung auf Grund von Immobilität und Morbidität. Kinderwunsch-Patientinnen sollten unbedingt auf Unter- und Übergewicht als Sterilitätsursache und die Gefahr eines Gestationsdiabetes sowie kindlicher Wachstumsretardierung hingewiesen werden; unbestritten ist auch die Tatsache der kindlichen Vorprägung in utero. F. Leidenberger, Hamburg Bei unklaren Befunden im Rahmen des Mammographie-Screenings ist eine Ultraschall-Untersuchung mit den dafür geeigneten Geräten angezeigt. Die aufwendige Kernspintomographie sollte nur zum "staging" eines histologisch gesicherten Karzinoms, nicht aber zur Routine-Untersuchung bei Frauen ohne Symptome eingesetzt werden. Als Kriterien für eine qualitätsgesicherte Untersuchung krebsverdächtiger Gewebeproben gelten Stanze, Vakuum- oder offene Biopsie; dagegen sollte Gewebe nicht per Feinnadel-Punktion oder durch Tunnelung gewonnen werden. H-G. Bender, Düsseldorf

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x