Beckenbodeninsuffizienz

Gyn-Depesche 3/2017

Forzeps-Entbindung erhöht Prolapsrisiko

Vaginale Entbindungen sind ein wesentlicher Risikofaktor für einen späteren Deszensus der Beckenorgane. Für Forzeps-Geburten scheint das in verstärktem Maß zu gelten, wie australische Wissenschaftler herausfanden.

1258 Patientinnen mit Miktions- oder Senkungsbeschwerden wurden anhand ihrer geburtshilflichen Anamnese in vier Gruppen eingeteilt: 317 Frauen hatten mindestens eine Forzeps-Entbindung, 822 mindestens eine nicht-instrumentelle vaginale Geburt oder Vakuumextraktion, 54 ausschließlich per Sectio entbunden und 65 waren Nulliparae. Aufgrund der körperlichen Untersuchung wurde bei drei Viertel der Frauen ein Deszensus mindestens zweiten Grades nach POP-Q für Zystooder Rektozelen oder ersten Grades für einen Deszensus uteri diagnostiziert. Rund die Hälfte klagte über entsprechende Beschwerden.
Erwartungsgemäß war das Risiko einer Beckenorgansenkung bei Nulliparae und per Sectio entbundenen Frauen am geringsten. Am höchsten lag es in der Gruppe mit den Forzeps- Entbindungen. Die Unterschiede zu den normal-vaginalen Entbindungen erreichten hier allerdings nach der Anpassung an Störfaktoren nur für die Messpunkte im posterioren Segment statistische Signifikanz. Defekte des M. levator ani waren nach einer Forzeps-Entbindung 80% wahrscheinlicher als nach einer nicht-instrumentellen oder einer Saugglocken- Entbindung. Im Vergleich zur Sectio- Gruppe stieg das adjustierte Risiko für Prolaps- Beschwerden nach einer Zangengeburt auf das 3,2-fache, nach sonstigen vaginalen Geburten „nur“ auf das 2,4-fache.
Geburtshelfer sollten sich darüber im Klaren sein, betonten die Autoren, dass der Einsatz des Forzeps die Gefahr eines Beckenbodentraumas weiter erhöht. CW
Quelle:

Trutnovsky G et al.: Delivery mode and pelvic organ prolapse ... BJOG 2016; 123: 1551-6

ICD-Codes: O34.8

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