Klimakterische Beschwerden

Gyn-Depesche 5/2020

Frühe Menarche – mehr Hitzewallungen

Die Häufigkeit und Schwere von vasomotorischen Symptomen hängt offensichtlich auch vom Zeitpunkt der Menarche ab. Adipositas verstärkt diese Assoziation.
In einer gepoolten Analyse von sechs Kohortenstudien wertete eine internationale Arbeitsgruppe die Daten von 18.555 Frauen aus Australien, Großbritannien und den USA aus. Die Studienteilnehmerinnen waren im Mittel 48 Jahre alt. Knapp 50 % litten an Hitzewallungen, 40 % an nächtlichen Schweißausbrüchen. Die Frequenz der vasomotorischen Symptome wurde in zwei Studien mit insgesamt 13.602 Teilnehmerinnen erfasst. Hier ergab sich eine klare Assoziation mit dem Alter bei der Menarche: Trat diese vor dem zwölften Lebensjahr ein, stieg das Risiko für „häufige“ Hitzewallungen um 48 % und für „häufige“ nächtliche Schweißattacken um 59 % – jeweils im Vergleich zu Frauen mit einer Menarche im 14. Lebensjahr oder später. Dabei war die Wahrscheinlichkeit, dass die Frauen an beiden Symptomen litten, deutlich höher als für eines der beiden alleine (RR 1,71 versus 1,28 bzw. 1,31). Allerdings erfolgte die Klassifikation der Häufigkeit teilweise ohne genauere Kriterien und bezog sich auf unterschiedliche Zeiträume von zwei Wochen oder einem Jahr.
Von knapp 5.000 Frauen lagen Angaben zur Schwere der Symptome vor. Auch hier fand sich ein Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der ersten Regelblutung: Nach einer frühen Menarche war das Risiko für starke Beschwerden um 16 % bzw. 27 % erhöht. Bei Frauen mit einer frühen Menarche zeigte sich darüber hinaus eine um etwa 50 % höhere Prävalenz von Adipositas im mittleren Lebensalter (29,4 versus 19,6 %). Beide Faktoren zusammen steigerten das Risiko von häufigen Hitzewallungen auf fast das Dreifache. Eine frühe Menarche ohne späteres Übergewicht der Frauen war dagegen nur mit einer zehnprozentigen Risikosteigerung verbunden. Ähnliche Verhältnisse, allerdings in abgeschwächter Ausprägung fanden sich bei nächtlichen Schweißausbrüchen. Für die Schwere der Symptome war die Effektmodifikation durch den BMI geringer.
Übergewicht kann die thermoregulatorische Dysfunktion im menopausalen Übergang verstärken. Ob eine Gewichtsabnahme die Belastung durch vasomotorische Symptome in der Peri- und Postmenopause verringern kann, ist bisher allerdings nicht ausreichend durch Studien belegt. Nach Ansicht der Autoren macht es aber auf jeden Fall Sinn, Frauen mit einer frühen Menarche dabei zu unterstützen, im Erwachsenenalter auf ein gesundes Körpergewicht zu achten. CW

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