Sexismus in der Gynäkologie

Gyn-Depesche 1/2019

Frauen benachteiligt, oder Männer benachteiligt?

Sexismus ist in unserer Gesellschaft nach wie vor allgegenwärtig. Die #MeeToo-Initiative wollte auf solche Missstände hinweisen, sie möglichst eliminieren, und Verantwortliche (Männer) zur Rechenschaft ziehen. Auch im medizinischen Gebiet der Gynäkologie leiden Ärztinnen unter Sexismus ... aber tatsächlich können auch Männer benachteiligt sein.

Auch zwischen Gynäkologinnen und Gynäkologen herrscht immer noch ein „gender pay gap“: Weibliche Frauenärzte mit derselben Qualifikation verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen. Gynäkologinnen werden auch nach wie vor seltener Professorinnen oder Chefärztinnen. In einer schwedischen Studie fand man heraus, dass Frauen in akademischen Laufbahnen einen 2,5fach höheren Impact Score (wissenschaftlicher Veröffentlichungs-Index) aufweisen mussten, um als gleich qualifiziert wie Männer zu gelten. Man sollte meinen, dass diese Art Sexismus gegen Frauen in einem Fach wie der Gynäkologie, das sich mit der Gesundheit von Frauen beschäftigt, weniger ausgeprägt ist – ist sie aber offensichtlich nicht.
Aber es gibt in der Gynäkologie auch einen Sexismus, der gegen männliche Gynäkologen gerichtet ist. Männer gelten in unserer Gesellschaft nach wie vor als stark, rational, emotionsarm und dominant. Das kann dazu führen, dass sich Patientinnen eher von einer weiblichen als von einem männlichen Gynäkologen behandeln lassen. Manche Patientinnen können oder wollen zu einem Gynäkologen nicht das gleiche Vertrauensverhältnis aufbauen wie zu einer Frau. Manchmal steht sogar die Angst vor Objektivierung oder Sexualisierung dahinter.
Sexismus scheint in der Gynäkologie demnach keine rein „weibliche Angelegenheit“ zu sein. CB
Quelle:

Hughes F, Bernstein PS: Sexism in obstetrics and gynecology ... Am J Obstet Gynecol 2018; Epub Jul 11; doi: 10.1016/j.ajog.2018.07.006

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