Labordiagnose unter dem Mikroskop

Endometriose

Gyn-Depesche 3/2022

Frühe Diagnose entscheidend für ART-Erfolg

Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass eine Endometriose die Erfolgsaussichten einer Fertilitätsbehandlung nicht schmälert. Das gilt aber offenbar nur dann, wenn sie bereits diagnostiziert ist.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität von Queensland isolierten aus einer australischen Längsschnittstudie die Daten von 1.322 Frauen, die sich einer IVF oder intrauterinen Insemination (IUI) unterzogen hatten. Bei 34,7 % der Patientinnen lag eine Endometriose vor. In zwei Drittel der Fälle wurde diese vor Beginn der ART diagnostiziert, beim Rest erst danach.
War die Diagnose bereits vor dem ersten ART-Zyklus bekannt, fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen mit und ohne Endometriose – weder bei der Erfolgsrate noch bei verschiedenen ART-Parametern. Anders sah es bei Frauen mit einer noch nicht entdeckten Endometriose aus: Bei ihnen wurden im Schnitt 5,47 IVF- und 1,38 IUI-Zyklen durchgeführt, bei Frauen mit einer bereits bekannten Endometriose dagegen nur 4,35 bzw. 0,73. Dennoch lag die Geburtenrate mit 57,0 % versus 66,8 % signifikant niedriger. In binären Regressionsanalysen errechnete sich für Frauen mit einer erst später diagnostizierten Endometriose eine um 33 % geringere Chance auf ein Baby durch die Fertilitätsbehandlung.
Die geringere Erfolgsrate führten die Studienautoren zum Teil auf den verzögerten Einsatz der IVF zurück, die bei Endometriose- Patientinnen unter 35 Jahren als empfehlenswerte First-Line-Therapie gilt. Frauen mit einer verspäteten Diagnose erhielten häufiger eine IUI als die beiden Vergleichsgruppen. Erfolglose IUI-Zyklen führten jedoch nicht nur zu einer längeren ART-Dauer und stärkeren Belastung der Patientinnen, sondern auch zu einem höheren Alter bei der IVF.
Wie weitergehende Analysen zeigten, waren die Frauen mit einer bereits diagnostizierten Endometriose stärker von typischen Symptomen wie Menorrhagie, Hypermenorrhoe und Zyklusunregelmäßigkeiten betroffen – was die Diagnostik beschleunigt haben dürfte. Bei Patientinnen mit weniger ausgeprägten Beschwerden löste möglicherweise erst der ausbleibende ART-Erfolg eine weitergehende Diagnostik aus. Die Studienautoren halten es deshalb für wichtig, insbesondere bei Frauen mit Periodenschmerzen vor Beginn einer Fertilitätsbehandlung nach einer zugrunde liegenden Endometriose zu fahnden. Das könnte die Chance auf eine Schwangerschaft deutlich erhöhen und unnötige Kosten durch eine höhere ART-Zyklus-Zahl senken. CW
Quelle: Moss KM et al.: Delayed diagnosis of endometriosis disadvantages women in ART: a retrospective population linked data study. Hum Reprod 2021; doi: 10.1093/humrep/deab216
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