Intrauterine Wachstumsrestriktion und neurologische Schäden

Gyn-Depesche 4/2017

Frühe Vorhersage kaum möglich

Die neonatale Morbidität dient in Studien oft als Surrogatmarker für spätere neurologische Behinderungen. Zu Unrecht, wie ein Team niederländischer und britischer Wissenschaftler jetzt herausfand.

Kommentar

Zerebrale Schädigungen, die zu neurologischen Entwicklungsstörungen führen, sind das Ergebnis einer komplexen Interaktion verschiedener prä- und postnataler Einflussfaktoren. Dass die neonatale Morbidität dafür ein zu grober Marker ist, verwundert nicht. Für betroffene Eltern, die sich Sorgen machen, ob ihr Kind nach einer Wachstumsrestriktion bleibende Schäden entwickelt, bleibt daher nur die unbefriedigende Feststellung: Die Zeit wird es zeigen.

Husain P: Poor association between neonatal morbidity and long-term outcome. Ebd. 1079
Von 402 überlebenden Kindern mit schwerer intrauteriner Wachstumsrestriktion (IUGR) aus der TRUFFLE-Studie (Trial of Randomised Fetal Flow Velocities in Europe) wiesen 39 im Alter von zwei Jahren neurologische Entwicklungsstörungen auf. Diese wurden definiert als ein Score unter 85 im Bayley-Test für die frühkindliche kognitive Entwicklung, Zerebralparesen oder schwere Beeinträchtigungen des Hör- oder Sehvermögens. Zwar fanden sich solche neonatale Komplikationen bei den Kindern mit neurologischen Schäden fast doppelt so häufig wie bei Kindern mit einer normalen Entwicklung (44 versus 24%), aber bei 22 von 39 Kindern (56%) mit späteren Beeinträchtigungen war bei der Geburt keine Morbidität nachweisbar gewesen. Deren Sensitivität als Prädiktor neurologischer Entwicklungsstörungen belief sich daher auf nur 44%.
Während die Inzidenz neonataler Komplikationen stark vom Gestationsalter bei der Entbindung abhing, war das bei neurologischen Beeinträchtigungen nicht der Fall. Bei Letzteren zeigte sich dagegen eine Assoziation mit dem relativen Geburtsgewicht. CW
Quelle:

Van Wassenaer-Leemhuis AG et al.: The association of neonatal morbidity with long-term neurological outcome in infants who were growth restricted and preterm at birth ... BJOG 2017; 124: 1072-8

ICD-Codes: P05.9

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x