Wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen oder Tod nach einem gynäkologischen Eingriff ausfällt, hängt nicht allein vom Alter der Patientin ab, sondern auch vom funktionellen Status. Ein neuer Index für die Gebrechlichkeit hilft, das Risiko präoperativ einzuschätzen.
Als Gebrechlichkeit bezeichnet man einen Verlust an körperlicher oder geistiger Kapazität, der zu Einschränkungen in der Funktion führt, unabhängig vom Vorliegen einer Komorbidität. Um diesen Parameter zur Risikoabschätzung bei älteren Patientinnen vor größeren chirurgischen Eingriffen zu nutzen, entwickelten Forscher den modifizierten Gebrechlichkeitsindex mFI (modified frailty index).
Die Vorhersagekraft des mFI wurde an Daten von über 66 100 Patientinnen geprüft, die im Zeitraum 2008 bis 2012 einer abdominalen, laparoskopischen oder vaginalen Hysterektomie unterzogen wurden (34,5 bzw. 47,7 und 17,9%). Etwa 20% der Frauen waren 60 Jahre oder älter. Die häufigsten malignen Indikationen waren Uterus-, Ovarial- und
Zervixkarzinom (10 bzw. 2,5 und 1,3%); bei allen anderen Patientinnen lag eine benigne Erkrankung vor. Hypertonie war mit 30% die häufigste Komorbidität, gefolgt von nicht-insulinabhängigem Diabetes.
Im Rahmen des Eingriffs benötigten 4,2% der Patientinnen eine Transfusion. Die häufigsten Komplikationen waren Harntraktinfekte und oberflächliche Wundinfektionen (2,8 bzw. 1,6%). Verglichen mit Patientinnen mit mFI=0 traten bei Frauen mit mFI ≥0,5 signifikant häufiger Wundkomplikationen sowie schwere Komplikationen auf (2,4 vs. 4,8% bzw. 0,98 vs. 7,3%; jeweils p<0,0001). Die Mortalität war bei einem mFI ≥0,5 ebenfalls deutlich höher (0,06 bzw. 3,2%; p<0,0001). Insgesamt erhöhte der mFI die Wahrscheinlichkeit, das Auftreten von Komplikationen korrekt vorherzusagen, um 11%. Die Vorhersagekraft stieg auf 34% unter zusätzlicher Berücksichtigung von
Alter, Funktionsstatus und ASA-Klasse.
OH