Die Diagnose des PCOS basiert auf dem Nachweis polyzystischer Ovarien, anovulatorischer Zyklusstörungen und Zeichen der Hyperandrogenämie. Eine Reihe von Phänotypen sind beschrieben, die sich in der Symptomkonstellation und -ausprägung deutlich unterscheiden. Viele Frauen werden jedoch überdiagnostiziert, da Symptome auch bei Gesunden vorhanden sein können oder sich im Zeitverlauf zurückbilden. Zudem ist unklar, inwiefern die etablierten Klassifikationssysteme auch auf Jugendliche und junge Frauen anwendbar sind.
PCOS gilt als Risikofaktor für Endometriumkarzinome sowie metabolische und kardiovaskuläre Komplikationen. Auch Fertilitätsstörungen und ungünstige Schwangerschaftsverläufe werden bei den Betroffenen beobachtet. Geht es den Frauen besser, wenn sie die Diagnose PCOS erhalten?
Die Autoren bezweifeln dies. Zum einen gehen sie davon aus, dass die Langzeitmorbidität der unterschiedlichen PCOS-Phänotypen (leichte/schwere, hyper-/nicht-hyperandrogenämische Verlaufsform) stark variiert. Dementsprechend profitieren nicht alle Betroffenen gleichermaßen von therapeutischen Interventionen. Neben den Risiken unnötiger Behandlungen leidet zudem die Psyche der Frauen.
Angesichts der Heterogenität des Krankheitsbilds, so das Fazit der Autoren, ist noch viel Forschungsarbeit notwendig. Bevor nicht wissenschaftlich geklärt sei, welcher Nutzen und welche Risiken mit der Diagnose PCOS verbunden sind, sollte eine unnötige Stigmatisierung unbedingt vermieden werden. LO