Sowohl funktionelle als auch strukturelle Schilddrüsenerkrankungen kommen bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern: Bei Hypo- und Hyperthyreose liegt die Prävalenz etwa zehnmal, bei Knoten und Karzinomen rund dreimal so hoch. Besonders anfällig für Funktionsstörungen sind Frauen während der Schwangerschaft und post partum. Auf der anderen Seite können Schilddrüsenerkrankungen die Fertilität erheblich beeinträchtigen.
Hypo- und Hyperthyreosen können sekundär schwerwiegende psychiatrische Symptome verursachen, die in der Vergangenheit nicht selten zur Diagnose einer typisch weiblichen „Hysterie“ geführt haben. Wie eine Online-Umfrage mit 10.664 weiblichen und 502 männlichen Teilnehmern zeigte, sind Frauen um fast 70 % häufiger unzufrieden mit der Behandlung ihrer Hypothyreose. Oft beruht dies beispielsweise auf Gewichtsproblemen, Fatigue, Stimmungsschwankungen und Gedächtnisschwierigkeiten, die in Zusammenhang mit der Therapie gebracht werden.
„Sex Bias“ scheint daher bei der Hypothyreose durchaus eine Rolle zu spielen. Um dessen Einfluss zu untersuchen und potenzielle Wissenslücken aufzudecken, ist die Sammlung geschlechtsspezifischer Daten in Studien notwendig. Das Bewusstmachen eines solchen „Gender Gaps“ kann helfen, die Frustration von Patientinnen mit Schilddrüsenerkrankungen zu verringern. CW