HSV-Tiermodell

Gyn-Depesche 6/2020

Genschere zerstört Virusgenom

Eine antivirale Therapie kann bei einer akuten Herpes-simplex-Infektion zwar die Virusreaktivierung verringern, aber nicht das virale Erbgut in den Ganglien eliminieren. Zumindest im Mausmodell präsentierte sich eine neue Gentherapie als erfolgversprechender kurativer Ansatz.
US-amerikanischen Forschern gelang es, die bisherigen Versuche einer Gen-Editierung der HSV-DNA zu optimieren. Anstelle der anfangs verwendeten Genschere CRISPR/Cas9 setzten sie HSV-spezifische Meganukleasen ein, die mithilfe von adeno- assoziierten Viren (AAV) als Transportvektor in die zervikalen Ganglien geschleust wurden. In einem etablierten Mausmodell evaluierten sie, in welchem Ausmaß sich nach einer HSV-1-Infektion die latente Viruslast in den zervikalen Ganglien in vivo verringern ließ.
Die besten Ergebnisse erzielten sie durch die Kombination von drei verschiedenen AAV-Serotypen, die mit zwei Meganukleasen mit unterschiedlichen Angriffspunkten im HSV-Genom beladen wurden. Im Ganglion cervicale superius der infizierten Mäuse eliminierte dieses Konstrukt über 90 % des latenten Virus, im Ganglion trigeminale über 50 %. Auf den Menschen übertragen, so spekulieren die Autoren, könnte das die HSV-Reakti- vierung entscheidend verringern und Exazerbationen sowie Virustransmissionen verhindern. Eine HSV-Heilung sei damit in Reichweite. Vor einer klinischen Erprobung müsste aber noch die Sicherheit des Verfahrens unter Beweis gestellt werden – was unter anderem einen Nachweis erfordert, dass die Genschere nicht auch an anderen als den vorgesehenen Zielsequenzen innerhalb des Genoms ansetzt. Ähnliche Ansätze der Gen-Editierung werden bereits für HIV- und HBV-Infektionen erforscht. CW
Quelle: Aubert M et al.: Gene editing and elimination of latent herpes simplex virus in vivo. Nature Communications 2020; 11(1): 4148

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