Harninkontinenz

Gyn-Depesche 2/2019

Gezielt nach Urinverlust beim Sex fragen

Wie häufig koitale Harninkontinenz vorkommt und welches die Risikofaktoren sind, untersuchte eine internationale Studiengruppe.

In klinischen Urogenitalzentren in Italien, Griechenland, Ägypten und den USA wurden insgesamt 1.041 sexuell aktive Inkontinenzpatientinnen über unwillkürlichen Urinabgang beim Geschlechtsverkehr befragt. Etwas mehr als die Hälfte litt an Dranginkontinenz, 32,9 % an Stressinkontinenz, der Rest an gemischten Symptomen.
Über Harnverlust beim Sex klagten 53,8 %. Bei 8 % von ihnen trat er bei der Penetration auf, bei 9 % beim Orgasmus, bei 35 % dazwischen und bei 48 % zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Als Risikofaktoren für alle Formen erwiesen sich eine frühere Hysterektomie, erfolglose Inkontinenzoperationen sowie ein BMI > 25 kg/m², während sich eine Sectio als protektiv herausstellte. Die Prävalenz von koitaler Inkontinenz war umso höher, je ausgeprägter die Symptome im Alltag waren. Stressinkontinenz war vor allem mit Urinabgang während der Penetration verbunden, Mischformen und Dranginkontinenz machten sich dagegen eher beim Orgasmus bemerkbar. Ein Viertel der Betroffenen gab an, dass die koitale Inkontinenz ihr Sexualleben „stark“ oder „sehr stark“ beeinträchtigte. Auch die allgemeine Lebensqualität litt stärker als bei inkontinenten Frauen ohne Symptome beim Geschlechtsverkehr.
Weil es den meisten Patientinnen mit koitaler Inkontinenz peinlich ist, über ihre Beschwerden zu sprechen, wird die Bedeutung und die Prävalenz dieser Dysfunktion häufig unterschätzt. Die Autoren empfehlen, Frauen mit urogynäkologischen Problemen gezielt danach zu fragen – am besten mit einem Fragebogen. CW
Quelle:

Illiano E et al.: Coital incontinence in women with urinary incontinence: an international study. J Sex Med 2018; 15(10): 1456-62

ICD-Codes: R32

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