Koitale Harninkontinenz

Gyn-Depesche 3/2018

Gezielt nach Urinverlust fragen!

Etwa jede zweite Inkontinenz-Patientin leidet auch unter koitalem Urinabgang. Freiwillig kommt darauf jedoch kaum eine Frau zu sprechen.
In einer urogynäkologischen Klinik füllten 2312 Patientinnen vor der Konsultation einen elektronischen Fragebogen zu ihren Beschwerden aus. Die Frage „Tritt Urin aus, wenn Sie Geschlechtsverkehr haben?“ bejahten 30,3%. Von den Frauen, die generell unter Harninkontinenz litten, berichtete knapp die Hälfte auch von koitaler Inkontinenz. Das führte zur einer verstärkten Vermeidung von Sexualkontakten durch die Patientin selbst oder ihren Partner und wirkte sich signifikant auf die Lebensqualität aus. Von 84 Frauen, die sich einer TVT unterzogen, gaben 72% eine Verbesserung ihrer Beschwerden zu Protokoll.
Sowohl die Symptome einer überaktiven Blase, als auch die einer Stressinkontinenz waren signifikant und unabhängig assoziiert mit einem Harnverlust bei der Penetration oder beim Orgasmus. Etwa ein Viertel der Befragten litt an beiden Formen der koitalen Inkontinenz. Die Studienautoren halten es daher nicht für sinnvoll oder hilfreich, sie als getrennte pathophysiologische Einheiten zu betrachten.
Die Bedeutung von Fragebögen sei bei der Anamnese von koitaler Inkontinenz nicht zu unterschätzen, betonten die Autoren. Weniger als 1% der Frauen kommt ohne gezielte Nachfrage auf das „peinliche“ Problem zu sprechen. Besonders empfehlenswert finden die Autoren den ePAQ-PF-Fragebogen (mehr Infos unter http://epaq.co.uk; auf Englisch). CW
Quelle: Gray T et al.: Evaluation of coital incontinence by electronic questionnaire: prevalence, associations and outcomes in women attending ... Int Urogynecol J 2017; doi 10.1007/s00192-017-3380-x
ICD-Codes: N39.4

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