Tumorschmerztherapie

Praxis-Depesche 4/2019

„Gutmütige“ Pharmakokinetik von Hydromorphon

Unterschiede zwischen WHO-3-Opioiden scheinen vor allem ihr pharmakokinetisch bedingtes Verträglichkeits-und Interaktionspotenzial zu betreffen. Dieser Umstand ist vor allem für ältere und multimorbide Tumorpatienten relevant.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) führt in ihren Praxisleitlinien zur Tumorschmerztherapie Hydromorphon als Präferenzsubstanz unter den Klasse-3-Opioiden auf. Dr. Johannes Horlemann, Geldern, erklärte den entscheidenden Unterschied auf einer Veranstaltung der Firma Aristo: „Pharmakologisch bedingt ist Hydromorphon besonders gut verträglich.“
Anders als Fentanyl und Buprenorphin, die überwiegend über CYP3A4 metabolisiert werden oder Oxycodon, das über CYP3A4 und CYP2D6 abgebaut wird, sind unter Hydromorphon keine entsprechenden phamakokinetischen Interaktionen mit anderen Medikamenten zu erwarten. Wie Morphin wird Hydromorphon in der Leber glucuronidiert. Bei 7,5-fach höherer Potenz am μ-Rezeptor hängt die Wirkung von Hydromorphon – anders als die von Morphin – nicht von der Bildung aktiver Metaboliten ab. Die Wirksamkeit sei, so Horlemann, daher auch bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion gewährleistet und das Risiko einer Akkumulation auch bei reduzierter renaler Clearance gering. Das pharmakokinetische Profil von Hydromorphon prä- destiniere besonders für die medikamentöse Schmerztherapie älterer, multimorbider Tumorpatienten. Die geplante Neufassung der DGS-Leitlinie wird einen Hinweis auf die 24- Stunden-Retardformulierung von Hydromorphon enthalten, bei der eine 1x tägliche Einnahme ausreicht. TH
Quelle:

Symposium: „Opioide in Schmerz- und Palliativmedizin – Fundament oder Supplement einer patientengerechten Individualisierung?“, Frankfurt am Main, 8.3.2019

 

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