Heparin-Prophylaxe in der Schwangerschaft

Gyn-Depesche 1/2021

Höheres Thromboserisiko nach Weheninduktion?

Eine geplante Weheninduktion ausschließlich aufgrund einer präpartalen LMW-Heparin- Prophylaxe scheint nicht empfehlenswert zu sein.
In einer großen Geburtsklinik in Jerusalem entbanden in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 199 Frauen, die aufgrund von Thrombophilie oder einer früheren Thrombose eine LMW(low-molecular weight) Heparin-Prophylaxe während der Schwangerschaft erhalten hatten. Bei 121 erfolgte zwölf Stunden nach der letzten LMW-Heparin-Gabe eine Weheninduktion, bei 78 setzten die Wehen spontan ein. Frauen, bei denen eine Sectio geplant war oder die Weheninduktion aufgrund einer medizinischen Indikation erfolgte, waren ausgeschlossen. Nach spontanen Wehen war das Intervall von der letzten LMWHeparin- Gabe bis zur Entbindung bzw. bis zur ersten postpartalen Dosis signifikant kürzer als nach Induktion (25,8 vs. 48,2 Stunden bzw. 41,2 vs. 63,7 Stunden). Der empfohlene zwölfstündige Abstand von der letzten LMW-Heparin-Dosis bis zu einer eventuellen rückenmarksnahen Anästhesie war bei 88,5 % der Patientinnen auch nach spontanen Wehen gegeben. Postpartale Hämorrhagien traten in beiden Gruppen bei jeweils etwa 10 % auf, eine Bluttransfusion war bei knapp 4 % nötig.
Zu postpartalen thromboembolischen Komplikationen kam es bei vier Frauen aus der Induktionsgruppe – nach spontanem Wehenbeginn dagegen in keinem Fall. Auch wenn der Unterschied nicht signifikant war, halten die Autoren aufgrund ihrer Ergebnisse eine geplante Weheninduktion ausschließlich aufgrund einer präpartalen LMW-Heparin-Prophylaxe für nicht empfehlenswert. CW
Quelle: Rottenstreich A et al.: Planned induction versus spontaneous delivery among women using prophylactic anticoagulation therapy: a retrospective study. BJOG 2020; 127: 1241-8

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