In den 1990er Jahren wurden unter der Anleitung der WHO zwei wegweisende Studien veröffentlicht, die nachwiesen, dass sich die Spermatogenese durch exogen administriertes Testosteron unterdrücken und die Spermienproduktion auf ein sehr niedriges Niveau reduzieren lässt. Die Verhütung erwies sich damit als ebenso wirksam wie die „Pille“ für die Frau. Zahlreiche weitere Studien bestätigten die kontrazeptive Wirksamkeit von Androgenen allein oder in Kombination mit Gestagenen und zeigten, dass die hormonelle Kontrazeption wahrscheinlich bei allen Männern reversibel ist. Auch an anderen nicht-hormonellen Methoden, die z. B. an spezifischen Proteinen ansetzen, wurde geforscht. Jedoch sind entsprechende klinische Studien bisher ausgeblieben. Nur zwei Pharmaunternehmen schlossen sich einmal zusammen, um eine Plazebo-kontrollierte Studie zu initiieren. Obwohl sich die untersuchte Kombination eines Testosteronesters mit einem Gestagenimplantat als wirksam erwies, wurde das Projekt wieder aufgegeben. Um männliche Kontrazeptiva wieder in den Fokus des Interesses zu rücken, wurde 2013 das International Consortium of Male Contraception (ICMC) gegründet. Im Mai 2016 fand dazu der erste gleichnamige Kongress statt, auf dem die ICMC ihre Ziele verkündete: Bis zum Jahr 2026 soll mindestens ein verlässliches, reversibles Kontrazeptivum für den Mann vermarktet werden. Dass sowohl Männer als auch Frauen neuen Verhütungsoptionen offen gegenüberstehen, sei schon nachgewiesen.
Vernachlässigter Forschungsbereich
Gyn-Depesche 06/2016
Her mit Kontrazeptiva für den Mann!
Seit den 1970ern wird an Verhütungsmethoden für den Mann geforscht. Trotz vieler
klinischer Studien ist es um dieses Thema mittlerweile allerdings still geworden. Eine
junge Fachgesellschaft, das International Consortium of Male Contraception (ICMC)
möchte die Entwicklung von Kontrazeptiva für Männer vorantreiben.
Quelle:
Wang C et al.: It is time for new male contraceptives! Andrology 2016; 4: 773-5