Fetale Zika-Infektion

Gyn-Depesche 4/2017

Hirnschädigung auch ohne Mikrozephalie

Dass zwischen einer Zika-Infektion in der Schwangerschaft und fetaler Mikrozephalie ein kausaler Zusammenhang besteht, gilt mittlerweile als gesichert. Eine Infektion und mögliche ZNS-Schädigungen des Kindes nachzuweisen, ist jedoch nicht immer einfach.

Humane Infektionen mit dem Zika-Virus haben auf dem amerikanischen Kontinent inzwischen pandemische Ausmaße angenommen. Aus mehr als 50 Ländern, darunter Puerto Rico, Texas, Kalifornien und Florida, wurden im vergangenen Jahr Infektionen gemeldet. Übertragen wird das Virus vor allem durch die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti), aber auch durch sexuellen Kontakt, Bluttransfusionen und durch vertikale Transmission von der Mutter aufs Kind. In einer US-amerikanischen Studie zeigten 6% der Neugeborenen von Zika- infizierten Müttern Geburtsdefekte wie ZNS-Fehlbildungen und/oder Mikrozephalie. Ließ sich eine Infektion im ersten Trimenon oder vor der Konzeption nachweisen, betrug die Rate sogar 11%. Allerdings ist zahlreichen Untersuchungen zufolge auch bei einer Ansteckung in einem späteren Schwangerschaftsstadium ein kongenitales Zika-Infektionssyndrom nicht auszuschließen.
Zu den klinischen Manifestationen einer Zika- Infektion zählen Fieber, Kopfschmerzen, Arthralgie, Myalgie und ein makulopapulöser Ausschlag. Doch in etwa 80% der Fälle verläuft sie asymptomatisch. Deshalb sollte nach den Empfehlungen der Centers of Disease Control (CDC) jede Frau auf eine Zika-Infektion getestet werden, die acht Wochen vor der Konzeption oder während der Schwangerschaft in einem Risikogebiet war, oder deren Sexualpartner in den letzten sechs Monaten von dort zurückgekehrt ist.
 
Unzulängliche Tests
 
Die derzeit verfügbaren Zika-Tests kämpfen jedoch mit einigen Unzulänglichkeiten: Der Nachweis der Virus-RNA mittels PCR aus dem Serum oder Urin gelingt nur bis höchstens 14 Tage nach Ansteckung. Bei Schwangeren wurde allerdings teilweise eine längere Virämie und Virurie beobachtet – vermutlich aufgrund der fetal-plazentaren Infektion. Beim serologischen IgM-Test besteht das Risiko einer Kreuzreaktion mit anderen Flaviviren und falsch-negativen Ergebnissen aufgrund einer verspäteten Serokonversion. Er wird ab 14 Tage nach der Rückkehr aus einem Zika-Risikogebiet oder vier Tage nach Beginn der Symptomatik empfohlen. Nach zehn bis zwölf Wochen sinken die Titer wieder. Zusätzlich kann eine Amniozentese mit PCR-Nachweis von Zikavirus-RNA im Fruchtwasser in Betracht gezogen werden. Ist dieser positiv, muss man von einem höheren Fehlbildungsrisiko ausgehen. Umgekehrt heißt aber ein negatives Ergebnis nicht notwendigerweise, dass der Fetus nicht infiziert ist.
 
Normaler Kopfumfang schließt Schädigung nicht aus
 
Bei einer nachgewiesenen Zika-Infektion oder potenzieller Exposition der Mutter sollte sonographisch nach fetalen Anomalien geforscht werden. Ein normaler Kopfumfang schließt ZNS-Schädigungen jedoch nicht aus, da die Mikrozephalie mutmaßlich nur das Endergebnis eines Prozesses von kortikaler Hypoplasie und Hirnmasseverlust ist. Liegt der Schädelumfang mehr als zwei Standardabweichungen unterhalb des Mittels für das jeweilige Gestationsalter, empfiehlt die Society for Maternal- Fetal Medicine (SMFM) eine Evaluation der intrakranialen Anatomie durch Neurosonographie und/oder ein fetales MRT. CW
Quelle:

Eppes C et al.: Testing for Zika virus infection in pregnancy: key concepts to deal with an emerging epidemic. Am J Obstet Gynecol 2017; 2136: 209-25

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