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Gyn-Depesche 3/2000

HIV-Behandlung im Alltag

In der antiretroviralen Therapie (ART) der HIV-Infektion hat sich die Dreifach-Kombination als Standard etabliert, Morbidität und Mortalität konnten in den letzten Jahren um bis zu 75% gesenkt werden. Wie dieser Therapiestandard in der täglichen Praxis in Deutschland umgesetzt wird, hat die Evaluationsgruppe ART 96 untersucht.

Bundesweit wurden 828 HIV-positive Patienten erfasst, die im Herbst 1996 erstmals antiretroviral behandelt worden waren. Bis zum März 1998 wurden alle drei Monate die CD4-Zellzahlen, Viruslast im Plasma und neu aufgetretene AIDS-definierende Erkrankungen dokumentiert. 63% der Patienten wurden zunächst auf eine Zweifach-Kombination mit reversen Transkriptase-Hemmern eingestellt. 34% der Patienten erhielten eine Dreifach-Kombination, wobei als dritte Komponente meist ein Protease-Hemmer gewählt wurde. Patienten, die zunächst nur zwei Medikamente erhalten hatten, wechselten die Therapie häufiger (67%) als bei Dreierkombination (56%); als Grund für die Therapieumstellung wurde an erster Stelle "Unwirksamkeit" genannt. Nach 18 Monaten waren die CD4-Zellzahlen bei den Patienten mit initia- ler Zweifach-Kombination im Durchschnitt um 148 Zellen/µl gestiegen, unter initialer Dreifach-Kombination dagegen um 190 Zellen/µl. Auch die Viruslast lag unter der Dreifach-Kombination signifikant niedriger als unter der Zweifach-Kombination. Bei insgesamt 36 Patienten traten im Beobachtungszeitraum eine oder mehrere AIDS-definierende Erkrankungen wie HIV-assoziierte Enzephalopathien, Kaposi-Sarkome oder atypische Mykobakteriosen auf, diese waren allerdings in beiden Gruppen gleichmäßig verteilt. Da die Gesamtdauer der Behandlung auf Grund der gestiegenen Lebenserwartung immer länger wird, diskutiert man derzeit darüber, die Dreierkombination zu Anfang ohne Protease-Inhibitoren durchzuführen, um noch eine Therapieoption offen zu halten.

Quelle: : Therapiestandard wird im Alltag nur mäßig umgesetzt, Zeitschrift: DEUTSCHES ÄRZEBLATT, Ausgabe (1999)

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