Trotz supprimierter Viruslast
Praxis-Depesche 1-2/2021
Hohe COVID-19-Sterblichkeit bei HIV
Erwachsene mit HIV versterben häufiger an COVID-19 als solche ohne HIV. Das ergab eine groß angelegte Studie aus Großbritannien. Besonders hoch war das Risiko unter schwarzen Patienten.
Auf Basis der nationalen Plattform Open- SAFELY wertete man die Patientendaten von knapp 17,3 Millionen Erwachsenen aus Großbritannien aus, darunter 27.480 mit HIV. Zwischen Februar und Juni 2020 verstarben 14.882 Menschen an COVID-19, darunter 25 mit HIV. Damit war die Mortalität durch COVID-19 bei HIV-Infizierten 2,9-fach höher als in der Allgemeinbevölkerung. Auch unter Berücksichtigung von Störfaktoren wie Gewicht oder Raucherstatus ergab sich ein 2,6- fach gesteigertes Risiko. Besonders gefährdet waren schwarze Patienten: Bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu versterben, sogar 4,3-fach höher. Informationen zur antiretroviralen Therapie, der Viruslast oder der CD4-Zellzahl konnten aus Datenschutzgründen nicht erhoben werden. Jedoch zeigt ein Report der Public Health England von 2019: Der Anteil der HIV-Patienten, deren Infektion virologisch gut kontrolliert ist, liegt in Großbritannien bei 97 %. Die COVID- 19-Sterblichkeit scheint also auch bei supprimierter Viruslast erhöht zu sein. Die Studie bestätigt die Ergebnisse einer großen, populationsbasierten Studie aus Südafrika, in der an COVID-19 erkrankte HIVPatienten eine doppelt so hohe Mortalität aufwiesen als solche ohne HIV. RG
Quelle: Bhaskaran K et al.: HIV infection and COVID-19 death: a population-based cohort analysis ... Lancet HIV 2021; 8(1): e24-e32