Fortgeschrittenes Ovarialkarzinom

Gyn-Depesche 3/2022

HRD als Biomarker für PARP-Inhibitoren

Lange galt die Kombinationstherapie mit Carboplatin und Paclitaxel unter Hinzunahme des Antikörpers Bevacizumab als Standard in der Behandlung des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms. Mit den Arzneistoffen aus der Gruppe der PARP-Inhibitoren hat sich die Therapielandschaft nun abermals verändert. Bei welchen Patientinnen kommen sie zum Einsatz und welche Rolle spielt fortan Bevacizumab?
Ausschlaggebend für den Einsatz von PARP-Inhibitoren in der Erhaltungstherapie des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms waren die Ergebnisse der Studie SOLO-1. Diese zeigte auch nach fünf Jahren Nachbeobachtung ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (progression-free survival, PFS) unter der rund zweijährigen Therapie mit dem PARP-Inhibitor Olaparib als unter Placebo. Alle Studienteilnehmerinnen wiesen eine BRCA-Mutation auf, hatten im Vorfeld eine zytoreduktive OP erhalten und ein Ansprechen auf die platinbasierte Chemotherapie gezeigt.
Doch nicht nur die Subgruppe der BRCATrägerinnen profitiert von der Erhaltungstherapie mit einem PARP-Inhibitor, wie aus der Studie PAOLA-1 hervorging. Darin verbesserte die Kombinationstherapie mit Olaparib plus Bevacizumab auch das PFS BRCA-negativer Teilnehmerinnen mit homologer Rekombinationsdefizienz (HRD) im Vergleich zur Bevacizumab-Monotherapie.
Die HRD beschreibt einen Defekt in der Doppelstrangreparatur, durch den es zur genomischen Instabilität (GI) kommt und damit zur Tumorentstehung. Bei etwa jeder dritten Patientin mit Ovarialkarzinom sei eine HRD auf eine BRCA-Mutation zurückzuführen, erklärte Prof. Sabine Merkelbach-Bruse vom Universitätsklinikum Köln auf einer Veranstaltung von AstraZeneca und MSD Sharp & Dome. Da aber auch Mutationen in anderen Reparaturgenen zu einer HRD führen können, ist BRCA-Negativität kein Garant für einen negativen HRD-Status. Alternativ kann eine HRD über die Bestimmung der GI nachgewiesen werden. Als Biomarker für den Einsatz von PARPInhibitoren sollte neben dem BRCA-Status immer auch der GI-Score bestimmt werden, riet Merkelbach-Bruse.
Bevacizumab sei durch den Einsatz von PARP-Inhibitoren dennoch nicht obsolet geworden, ergänzte Prof. Bahriye Aktas von der Justus-Liebig-Universität Gießen. So ergab eine Studie, die den indirekten Vergleich verschiedener Behandlungsregime ermöglichte, dass Patientinnen unter einer Kombinationstherapie den besten Verlauf erzielten. Nach kompletter Tumorresektion und Ansprechen auf die platinbasierte Therapie sollte daher jede Patientin mit BRCA-Mutation oder HRDPositivität Olaparib plus Bevacizumab erhalten, so Aktas abschließend. RG
Quelle: Symposium: „Beyond BRCA1/2m - HRD für die erweiterte Diagnostik zur Therapieplanung beim Ovarialkarzinom“, 19.5.2022

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