Nahrungszusätze, Hygieneprodukte, Pestizide

Gyn-Depesche 4/2021

Hunderte potenziell karzinogene Chemikalien identifiziert

In einer umfangreichen In-vitro-Studie haben US-amerikanische Forscher fast 300 hormonaktive Substanzen gefunden, die die Entstehung von Brustkrebs begünstigen könnten – darunter viele, die in gewöhnlichen Konsumgütern enthalten sind.
Durch In-vitro-Tests an einer adrenokortikalen Karzinom-Zelllinie haben Wissenschaftler des US-Forschungsinstituts Silent Spring 296 Chemikalien identifiziert, die entweder die Bildung von Estradiol (E2), Progesteron (P4) oder beider Hormone signifikant erhöhen – und dadurch womöglich die Entstehung von Brustkrebs begünstigen. Besonders problematisch sei laut den Autoren, dass es zu fast der Hälfte dieser Substanzen keine oder ungenügend In-vivo-Daten zur Karzinogenität gibt. Und das, obwohl nahezu jeder der Stoffe in relevanten Mengen in alltäglichen Produkten nachweisbar ist, wie Forschungsdaten des Programms Exposure Forecasting der US-Umweltschutzbehörde vermuten lassen. Zu den identifizierten Chemikalien zählen Inhaltsstoffe von Körperpflegeprodukten wie Haarfärbemittel, chemische Flammschutzmittel in Baumaterialien und Einrichtungsgegenständen sowie eine Reihe von Pestiziden. Diese Ergebnisse sollten Aufsichtsbehörden und Herstellern ein Weckruf sein, die aktuellen Regularien zur Sicherheitsprüfung neuer Produkte zu überdenken, so die Autoren. Denn: Obwohl E2 und P4 das Brustkrebsrisiko potenziell steigern, werden bei den derzeitigen Sicherheitstests an Tieren die Veränderungen des Hormonspiegels in den Brustdrüsen als Reaktion auf eine chemische Belastung nicht berücksichtigt. RG
Quelle: Cardona B, Rudel RA: Application of an in vitro assay to identify chemicals that increase ... Environ Health Perspect 2021; 129(7): 77003

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