Hohes Risiko bei weiblichen US-Veteranen

Gyn-Depesche 5/2016

Hysterektomie nach sexuellem Übergriff

Junge Veteraninnen des US-Militärs tragen ein erhöhtes Risiko für Hysterektomien. Die Indikationen sind oft abnorme Blutungen oder Beckenschmerzen – Symptome, die gehäuft nach sexuellem Missbrauch auftreten. Einem möglichen Zusammenhang gingen Forscher nun auf den Grund.

Kommentar

Opfer von sexuellem Missbrauch leiden häufiger unter einer gestörten Sexualfunktion und bleiben öfter freiwillig kinderlos. Gynäkologische Untersuchungen werden von ihnen oft als sehr unangenehm empfunden und gemieden. Frauen, die einen sexuellen Übergriff erlebt haben, könnten sich daher häufiger – trotz der resultierenden Infertilität – für eine Hysterektomie entscheiden als nicht betroffene Frauen ... auch, um den unangenehmen Krebsvorsorgeuntersuchungen zu entgehen.

Ryan GL et al.: Contraception 2016; Ebd. 352.e1
Im Rahmen einer Befragung gaben 1000 weibliche US-Veteranen im Alter zwischen 20 und 52 Jahren an, ob und aus welchem Grund sie sich einer Hysterektomie unterzogen hatten und ob sie jemals Opfer einer versuchten oder vollzogenen Vergewaltigung gewesen waren (mit bzw. ohne vaginale Penetration). Auch das Vorliegen von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) wurde erfasst.
Fast zwei Drittel der weiblichen Veteranen mit Z. n. Hysterektomie gaben an, einen sexuellen Übergriff erlebt zu haben, wobei es sich bei fast der Häfte der Fälle um eine vollzogene Vergewaltigung handelte. 61% dieser Frauen fielen dem Missbrauch im Kindesalter zum Opfer, bei weiteren 26% fand die Tat während des Militärdienstes statt. Im Schnitt fiel jede Frau sieben mal einer versuchten oder vollzogenen Vergewaltigung zum Opfer.
60% der Teilnehmerinnen gaben gynäkologische Schmerzen und/oder Blutungen und/oder eine Unterleibsentzündung an, wobei Opfer von sexuellen Übergriffen häufiger betroffen waren,als wenn dies nicht der Fall war (69 vs. 51%; p<0,0001).
Die Hysterektomierate war bei den weiblichen Veteranen mit 16,8 vs. 13,3% signifikant höher als bei Frauen der allgemeinen Bevölkerung. Zudem wurde der Eingriff bei weiblichen Veteranen in einem jüngeren Alter durchgeführt (durchschnittlich 35 vs. 43 Jahre). Über 70% gaben chronische Beckenschmerzen als Grund für ihre Hysterektomie an, verglichen mit nur 5% bei Frauen der Allgemeinbevölkerung. Dabei trugen Opfer einer Vergewaltigung gegenüber Frauen ohne Missbrauchshintergrund ein doppelt so hohes Risiko für eine Hysterektomie (adjustierte OR 1,92; 95%KI 1,27 - 2,92). Unter Berücksichtigung gyn äkologischer Symptome und PTSD war der Zusammenhang allerdings nicht mehr statistisch signifikant. Die höhere Hysterektomierate führen die Autoren daher auf oft schwieriger zu behandelnde gynäkologische Symptome und einen gesteigerten Nutzen medizinischer Versorgungsleistungen bei Missbrauchs opfern zurück. OH
Quelle:

Ryan GL et al.: Hysterectomy risk in premonpausalaged military veterans: associations with sexual assault and gynecologic symptoms. Contraception 2016; 214: 352.e1-13

ICD-Codes: T74.2

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