Gynäkologische Karzinome

Gyn-Depesche 5/2015

Hysterektomie verschleiert wahre Inzidenz

Weltweit ist die Hysterektomie die am häufigsten durchgeführte gynäkologische Operation. Die Folge ist ein deutlich reduzierter Patientinnen-Kreis, der Endometrium-, Zervixund Ovarialkarzinome entwickeln kann. Bei der Berechnung der Inzidenz bleibt das jedoch meist unberücksichtigt.

In Deutschland wurden im Jahr 2006 fast 300 von 100 000 Frauen hysterektomiert, in den USA lag die Quote etwa 70% höher. Am höchs - ten ist die Hysterektomierate im Alter von 50 bis 60 Jahren. Der Anteil suprazervikaler Hysterektomien ist in Deutschland mit knapp 5% relativ gering; eine bilaterale Oophorektomie wird bei etwa einem Viertel aller Patientinnen durchgeführt. Nach der Berücksichtigung der Hysterektomierate ergab sich in einer deutschen Studie von A. Stang eine Erhöhung der Inzidenz des Zervixkarzinoms um 28% (von 9,6 auf 12,3 Fälle pro 100 000).
In US-amerikanischen Studien betrug die Steigerungsrate sogar bis zu 60%. Noch höher fiel der Unterschied beim Uteruskarzinom aus: Hier ging die Inzidenz in Deutschland durch die Korrektur um die Hysterektomierate um 46% in die Höhe (von 17,9 auf 26,1 Fälle pro 100 000). Von Bedeutung ist insbesondere die Veränderung der altersspezifischen Krebsinzidenz. So kletterte die Inzidenz des Zervixkarzinoms in Deutschland bei über 65-Jährigen durch die Hysterektomie- Bereinigung um 67% und lag damit deutlich höher als bei den 35- bis 50-Jährigen. Ähnliche Effekte ergaben sich auch in anderen Ländern. Möglicherweise ist dieser Anstieg die Folge davon, dass die Screeningprogramme in Europa und den USA diese Altersgruppe nicht berücksichtigen, spekulierte ein dänisch-amerikanisches Autorenteam. Die Hysterektomie-angepassten Inzidenzen sollten Eingang in die Screening-Leitlinien finden. Gegebenenfalls können dann die Empfehlungen an Patientinnen entsprechend angepasst werden. CW

Quelle:

Hammer A et al.: Global epidemiology of hysterectomy: possible impact on gynecological cancer rates. Am J Obstet Gynecol 213 (2015) 23-19

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