Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (inflammatory bowel diseases, IBD) führen zu immunologischen Veränderungen und könnten auf diese Weise die Abwehr gegen HPV-Infektionen beeinträchtigen. Tatsächlich scheinen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa das Risiko für zervikale Neoplasien zu erhöhen.
Forscher in Dänemark untersuchten den Zusammenhang anhand nationaler Bevölkerungsund Patientenregister. Im Zeitraum von 1979 bis 2011 erfasste man die Daten von etwa 18 700 Frauen mit Morbus Crohn (MC) und 8700 mit Colitis ulcerosa (CU) und berechnete die Screening- und Inzidenzrate zervikaler Neoplasien. Diese Zahlen verglich man mit Daten von über 1,5 Mio. altersgleichen gesunden Frauen. Dysplasien wurden in niedriggradige und hochgradige squamöse intraepitheliale Läsionen klassifiziert (LSIL bzw. HSIL).
Frauen mit CU gingen tendenziell häufiger zum Screening als jene der Kontrollgruppe (Inzidenzverhältnis IRR 1,06). Abgesehen davon war die Screening-Häufigkeit für alle Teilnehmerinnen gleich. Frauen mit CU trugen ein um 15 bzw. 12% erhöhtes Risiko für LSIL und HSIL, Frauen mit MC dagegen ein um 26 bzw. 28% erhöhtes Risiko. MC-Patientinnen entwickelten außerdem mit höherer Wahrscheinlichkeit ein
Zervixkarzinom (IRR 1,53). Ferner hing das Neoplasierisiko bei MC, nicht aber bei CU, von der Medikation ab. Das Risiko für HSIL stieg bei Anti-TNFa-Therapie um 85%, pro eingelöstes Rezept für hormonelle Kontrazeptiva um 2%. Umgekehrt zeigte sich auch in den zehn Jahren vor der Diagnose einer entzündlichen Darmerkrankung ein deutlicher Anstieg im Auftreten von HSIL oder
Zervixkarzinom.
OH