Im brasilianischen Bundesstaat São Paulo füllten 355 junge Mütter validierte Fragebögen zu ihrer Sexualfunktion und ihrer Lebensqualität aus. Die Teilnehmerinnen waren Frauen bis 23 Monate post partum, die ihr Kind voll oder teilweise stillten. Bei 58,3 % von ihnen wurde anhand des FSFI-Scores (Female Sexual Function Index) eine sexuelle Dysfunktion diagnostiziert. Als Problem stellte sich insbesondere eine mangelnde Lubrikation heraus, unter der fast 90 % der befragten Mütter litten. Jede Zweite klagte über eine eingeschränkte sexuelle Befriedigung.
In Multivarianzanalysen offenbarten sich fünf Faktoren, die mit der Sexualfunktion assoziiert waren. Teilnehmerinnen, die dem Sex in ihrer Beziehung nur geringe Bedeutung zumaßen, wenig mit ihrem Partner kommunizierten oder deren Beischlaffrequenz nach der Geburt des Kindes gesunken war, wiesen ein etwa zweieinhalb Mal so hohes Risiko einer sexuellen Dysfunktion auf. In einer ähnlichen Größenordnung wirkte sich eine niedrige Lebensqualität aus. Eine sexualmedizinische Beratung verringerte das Risiko dagegen um zwei Drittel.
Neben den hormonellen Veränderungen beeinflusst offensichtlich auch die sexuelle Reaktion des Partners nach der Geburt die weibliche Sexualfunktion, mutmaßten die Autoren. Verbessert werden könnte das Sexualleben stillender Mütter durch ein gezieltes Ansprechen der Problematik und Empfehlungen, zum Beispiel von Gleitmitteln zur Prävention von Dyspareunie. CW