Tumorschmerzen

Praxis-Depesche 1-2/2021

Individuelle Opioidtherapie erforderlich

Hydromorphon ist aufgrund seiner pharmakologischen Vorteile besonders geeignet für die Therapie von tumorbedingten Schmerzen. Das bestätigen die Daten des „PraxisRegisters Schmerz“ der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS), in der speziell das Hydromorphon mit 24-Stunden-Retardierung anderen oralen Opioiden überlegen war.
Bis Ende 2018 erfasste das Register knapp 17.000 Tumorschmerzpatienten, die ein retardiertes Stufe-3-Opioid erhielten. Wie Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS, auf einer Veranstaltung von Aristo Pharma berichtete, war in der Ersttherapie die Ansprechrate unter Hydromorphon mit 24-Stunden-Retardierung am höchsten (66,0 %). Konventionelle Hydromorphon- Präparate führten bei 51,0 % zum Erfolg. Auf Oxycodon sprachen 29,0 % an und auf Morphin 22,3 %. Zugleich war die Rate der verträglichkeits- und wirksamkeitsbedingten Therapieabbrüche unter dem 24-Stunden- Hydromorphon-Präparat mit 19,3 % und 14,7 % deutlich niedriger als in den Vergleichsgruppen. Die höchsten Abbruchraten fanden sich mit 42,2 % und 35,3 % unter Morphin.
Laut Horlemann sollte Morphin nicht mehr die erste Wahl in der Opioidtherapie darstellen – besonders bei der Behandlung onkologischer Patienten. Die Praxisleitlinie „Tumorschmerz“ der DGS empfiehlt Hydromorphon als Präferenzsubstanz, was vor allem auf dessen pharmakologische Vorteile zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu Morphin wird Hydromorphon unabhängig von Cytochrom P450 verstoffwechselt und besitzt eine geringe Plasmaproteinbindung. Dadurch sind das Risiko für Arzneimittelinteraktionen und die Kumulationsgefahr niedriger, was den Einsatz bei älteren und multimorbiden Patienten erleichtert. Auch bildet Hydromorphon keine aktiven Metaboliten, weshalb es bei eingeschränkter Nierenfunktion geeignet ist. Bei onkologischen Schmerzpatienten müssten außerdem die immunologischen Effekte von Morphin bedacht werden, gab Horlemann zu bedenken.
Bei einmaliger Gabe wirkt retardiertes Hydromorphon über 24 Stunden, weshalb End-of-Dose-Failures und tumorbedingte Durchbruchschmerzen nachweislich seltener sind als unter anderen typischen Opioiden. Entscheidend sei auch das geringere Risiko für nächtliches schmerzbedingtes Aufwachen, so Horlemann. Denn eine verkürzte Schlafdauer führe nicht nur zu seelischen Beeinträchtigungen bis hin zu Depressionen, sondern auch zu einem gesteigerten Schmerzempfinden. RG
Quelle: Digitale Pressekonferenz: „Die Galenik macht den Unterschied“, 16.11.2020

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