SERM

Gyn-Depesche 4/2018

Individuelle Therapie mit „Designer-Östrogen“

Ein Autorenteam aus den USA fasste zusammen, für welche Patientinnen sich selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERM) zur Behandlung in der Postmenopause eignen.

Die klassische Östrogen-Gestagen-Therapie hat oft Nebenwirkungen, wie Brustspannen, Müdigkeit oder depressive Verstimmungen, vaginale Blutungen und ein erhöhtes Brustkrebs- und Thromboembolierisiko. Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERM) können einige der Beschwerden eliminieren; die positive Wirkung der Hormontherapie auf die Knochendichte bleibt dabei erhalten. Jedoch erhöhen auch diese „Designer-Östrogene“ das Risiko für venöse Thromboembolien; sie eignen sich also nicht für Frauen mit entsprechendem Risikoprofil.
Die älteste Substanz dieser Gruppe ist Tamoxifen. Studien zufolge kann Tamoxifen sowohl das Risiko osteoporotischer Frakturen als auch das kardiovaskuläre Risiko senken. Allerdings steigt das Risiko für Endometriumkarzinome und venöse Thromboembolien. Häufige Nebenwirkung der Therapie sind vasomotorische Symptome. Die ideale Tamoxifen-Kandidatin ist daher die Patientin mit Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs und Osteopenie oder Osteoporose.
Raloxifen, ein SERM der zweiten Generation, reduziert laut Studien neben dem Risiko osteoporotischer Frakturen auch das Risiko für Mammakarzinome. Im Vergleich zu Tamoxifen scheint das Risiko für Thromboembolie, Endometriumkarzinom und Katarakt geringer zu sein. Raloxifen bietet sich deshalb vor allem für postmenopausale Frauen mit Osteopenie oder Osteoporose an, die möglicherweise ein erhöhtes Brustkrebsrisiko tragen, aber kaum unter klimakterischen Beschwerden leiden. Auf vasomotorische und urogenitale Symptome zeigte Raloxifen keinen Einfluss.
Für Frauen mit postmenopausaler vaginaler Atrophie kommt das 2015 zugelassene SERM Ospemifen in Frage, wenn die lokale Hormontherapie keinen ausreichenden Erfolg zeigt oder nicht gewünscht ist. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden in Studien bisher nicht beschrieben. Auf die Knochendichte scheint sich auch Ospemifen positiv auszuwirken, ebenso auf das Mammakarzinomrisiko. Vasomotorische Symptome können durch die Behandlung allerdings verstärkt werden.
Ende 2014 erfolgte die EU-Zulassung für ein Kombinationspräparat aus konjugierten Östrogenen und dem SERM Bazedoxifen für die Behandlung von Östrogenmangelerscheinungen bei postmenopausalen Frauen mit intaktem Uterus, für die eine gestagenhaltige Therapie nicht geeignet ist. Bisher ist es auf dem deutschen Markt allerdings nicht erhältlich. In Studien nahm unter der Therapie die Knochenmineraldichte signifikant zu, die Frequenz von Hitzewallungen um knapp 75% ab, und urogenitale Beschwerden gingen zurück. Für Frauen, die an belastenden vasomotorischen Symptomen und vaginaler Atrophie leiden, aber die Nebenwirkungen einer gestagenhaltigen Hormontherapie nicht tolerieren, könnte die Kombination von SERM und Östrogen daher eine Option sein. CW
Quelle:

Hirsch HD et al.: ERAAs for menopause treatment ... Cleve Clinic J Med 2017; 84(6): 463-70

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