Risiko für zervikale Dysplasie

Gyn-Depesche 3/2020

Interaktionen zwischen Vaginalflora und HPV

Abweichungen vom Normalzustand des Vaginoms begünstigen nicht nur eine bakterielle Vaginose, sondern können auch die Folgen einer HPV-Infektion beeinflussen.
Man weiß, dass eine persistierende Infektion mit Hochrisiko-Stämmen des humanen Papillomavirus (HPV) zu einer Zervix- Dysplasie und zum Karzinom führen kann. Neuere Erkenntnisse sprechen dafür, dass für die Prognose einer solchen Infektion das zervikovaginale Mikrobiom eine wichtige Rolle spielt. Eine Arbeitsgruppe ging der Frage nach, welche spezifische Zusammensetzung der Vaginalflora eine HPV-Infektion begünstigt. Dazu wertete man mit der Methode der Netzwerk- Metaanalyse die zu diesem Thema veröffentlichte Literatur aus. Die gefundenen Bakterien wurden mit molekularen Techniken auf Spezies-Ebene identifiziert. Das Ergebnis: Eine Vaginalflora, die von Nicht- Laktobazillen-Spezies dominiert wurde, war mit einer um den Faktor 3 bis 5 höheren Wahrscheinlichkeit für eine HPV-Infektion und mit einem zwei- bis dreifach höheren Risiko für das Vorliegen von Hochrisiko-HPV und für eine Entwicklung von Dysplasie oder Karzinom assoziiert, verglichen mit einem von der harmlosen Spezies Lactobacillus crispatus dominiertem Milieu. Der Zusammenhang basiert möglicherweise auf den unterschiedlichen Fähigkeiten der Vaginalbakterien, Milchsäure zu produzieren. Deren D-Isoform scheint HPV daran zu hindern, den Zervixschleim zu durchdringen, während das bei der L-Isoform nicht der Fall ist. Die genauere Bestimmung der Vaginalflora könnte sich als ein Marker für Frauen erweisen, bei denen man häufiger als sonst auf Zervixdysplasie checken sollte. WE
Quelle: Norenhag J et al.: The vaginal microbiota, human papillomavirus and cervical dysplasia: a systematic review and network meta-analysis. BJOG 2020; 127: 171-180

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