Strategie bei CIN 2

Gyn-Depesche 3/2018

Intervention oder „aktive Überwachung“?

Eine zervikale intraepitheliale Neoplasie von Grad 2 (CIN 2) gilt als die Schwelle, ab der eine invasive Therapie angesagt ist. Allerdings scheint die Rate spontaner Regressionen bei solchen Läsionen hoch zu sein.

Kommentar

Die Analyse liefert handfeste Daten über die Prognose von CIN 2, doch für die Frau, die eine Entscheidung für oder gegen eine Exzision treffen soll, bleibt Unsicherheit. Bedeutet Überwachung vielleicht nur, dass eine invasive Behandlung aufgeschoben wird? Für einige Frauen mag ein auch nur kleines Risiko, Krebs zu bekommen (0,5% in dieser Studie), zu hoch sein. Was „aktive Überwachung“ konkret bedeutet, ist nicht eindeutig geklärt. Für manche Patientinnen kann diese Option zu aufwändig oder zu teuer sein.

Cruickshank M: Treatment or surveillance for CIN2? Ebd. k771

CIN 1 (auch LSIL = low grade squamous intraepithelial lesion) gilt als Ausdruck einer gutartigen Virusreplikation, bei der man konservativ bleiben sollte. CIN 3 hingegen stellt eine echte präinvasive Krebsvorstufe dar; daher muss man eingreifen. Bezüglich der Prognose von CIN 2 herrscht Unsicherheit. In neueren Studien lag die Regressionsrate solcher Läsionen bei bis zu 63%. Bei CIN 3 sind es nur 32%; die Progression zum invasiven Krebs ermittelte man mit 12%. Trotz solcher gravierender Unterschiede werden CIN 2 und CIN 3 oft (wie z. B. in einer Klassifikation der WHO) als HSIL (high grade ...) in einen Topf geworfen.
36 Studien mit 3160 Patientinnen konnten ausgewertet werden. Es ergab sich, dass 50% der unbehandelten CIN-2-Läsionen wärend zweijähriger Beobachtung spontan regredieren und 18% zu CIN 3 oder einem schlechteren Stadium fortschreiten. Bei Frauen unter 30 Jahren betrugen die Raten 60% und 11%. Nur in 13 Fällen (0,4%) registrierte man invasive Prozesse von Stadium 1A1, nur in zwei Fällen (0,06%) weiter fortgeschrittene Stadien.
Die Ergebnisse sind vor allem für jüngere Frauen günstiger als in früheren Berichten. Statt sofortiger lokaler Exzision von CIN-2-Läsionen ist demzufolge eine konservative Strategie mit aktiver Überwachung gerechtfertigt, vor allem bei Frauen, die weitere Schwangerschaften in Betracht ziehen und deren Zuverlässigkeit hinsichtlich der Kontrollen man als hoch einschätzt. Wenn die Veränderungen über zwei Jahre hinaus bestehen bleiben, ist allerdings eine aktive Therapie indiziert. WE
Quelle: Tainio K et al.: Clinical course of untreated cervical intraepithelial neoplasia grade 2 under active surveillance: systematic review and meta-analysis. BMJ 2018; 360: k499
ICD-Codes: N87.1

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