European Breast Cancer Conference (EBCC), Amsterdam 2016

Gyn-Depesche 3/2016

Inzidentalome bewerten – Metformin & Prognose – besser bestrahlen

Auf dem diesjährigen EBCC wurde ein Manifest diskutiert ... das „European Breast Units Manifesto“. Im wesentlichen geht es darum, dass Brustkrebspatientinnen nur noch in spezialisierten Brustzentren behandelt werden sollen. Neben derartigen politischen Themen gab es aber natürlich auch viel medizinisch Interessantes – hier eine Auswahl.

Screeningprogramme für Brustkrebs sind – in Modifikationen – weitestgehend etabliert. Durch das klassische Screening werden, verglichen mit der Gesamtinzidenz, die meisten Mammakarzinome entdeckt (durch Screening entdeckte Karzinome = S-Ca). Aber es gibt auch Patientinnen, bei denen ein Mamma-Ca zwischen zwei Vorsorgeuntersuchungen entdeckt wird (Intervall-Karzinom, Int-Ca). In den letzten Jahren hat die prophylaktische Mastektomie bei besonders hohem Krebsrisiko mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt wegen medial prominenter Vorbilder. Wird im Präparat einer prophylaktischen Operation ein Karzinom entdeckt, wird es für gewöhnlich als „Inzidentalom“ bezeichnet (Inz-Ca). In den Niederlanden untersuchten nun Vreemann S et al., wie sich diese drei Karzinomarten bezüglich ihrer Prognose unterscheiden.
Sie fischten 177 Mammakarzinome (2003 bis 2013) aus ihrer Datenbank, 136 S-Ca, 15 Int-Ca und 26 Inz-Ca. In Bezug auf die Invasivität waren die Inzidentalome am gutartigsten (30,8% waren invasiv, versus 80,1% bei S-Ca und 100% bei Int- Ca; p<0,001). Tumore, die größer als zwei cm im Durchmesser waren, gab es unter den Int-Ca am häufigsten (20%, versus 17,6% bei S-Ca und 3,8% bei Inz-Ca; p<0,001). Auch pT-Status und Grading zeigten sich bei den Inzidentalomen am ehesten gutartig.

Die Prognose der Mammakarzinom-Inzidentalome, wenn sie bei einer prophylaktischen Mastektomie entdeckt werden, ist demnach besser als die von Tumoren, die beim Screening oder im Screeningintervall gefunden werden. Deshalb sollten sie, so Vreemann, nicht mit Intervallkarzinomen gleichgesetzt werden.

Besseres (onkologisches!) Outcome dank Metformin

Patientinnen, die neben einem Mammakarzinom auch noch an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, haben ein schlechteres onkologisches Outcome, das ist aus Kohortenstudien bekannt. Die Insulinresistenz und der dauerhafte hyperinsulinämische Zustand könnten diesen Effekt verursachen. Das Antidiabetikum Metformin supprimiert u. a. die hepatische Gluconeogenese, und präklinische Daten weisen auf eine Antitumorwirkung von Metformin hin. Sonnenblick A et al. untersuchten daher das Outcome von Mammakarzinom-Patientinnen (HER2-positiv), die wegen eines Diabetes entweder Metformin einnahmen oder nicht. Die Daten entnahmen sie der ALTTO-Studie, die eigentlich Trastuzumab versus Lapatinib und deren Sequenz- und Kombitherapien untersuchte.
Keinen Diabetes wiesen 7935 Frauen auf, 260 erhielten wegen eines Diabetes Metformin und 186 hatten Diabetes, der ohne Metformin behandelt wurde. Patientinnen ohne Diabetes blieben während des Untersuchungszeitraums in 14,23% der Fälle „erkrankungsfrei“ im Sinne der Studiendefinition (DFS, disease free survival). Bei Diabetikerinnen mit Metformin lag der Wert bei vergleichbaren 14,62%, während Diabetikerinnen ohne Metformin deutlich häufiger erkrankten (20,43%). Die Chance auf DFS war versus Nichtdiabetikerinnen signifikant um 40% erhöht. Auch Fernmetastasen traten unter Metformin seltener auf als bei Diabetikerinnen ohne Metformin (10,77% versus 17,74%).

Die Autoren denken, Metformin könne wohl das schlechte Outcome von Diabetikerinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom ein Stück weit (oder sogar komplett?) aufheben. Weitere Studien müssen das aber erst noch verifizieren.

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