Daten aus zehn Jahren sprechen dafür

Gyn-Depesche 3/2012

Ist Dammschnitt zum Plexusschutz bei Schulterdystokie obsolet?

Ob ein verminderter Einsatz von Episiotomien mit einer Veränderung der Häufigkeit von Verletzungen des Plexus brachialis einhergeht, wollten mehrere Gynäkologen und Geburtshelfer wissen, die an der Harvard Medical School lehren bzw. am Brigham and Women’s Hospital in Boston arbeiten. Sie analysierten alle Geburten, die dort vom 1. September 1998 bis Ende August 2009 stattgefunden hatten.

Der Notfall Schulterdystokie tritt bei 0,2 bis 3,0% aller vaginalen Geburten auf und kann schwere Schäden beim Neugeborenen nach sich ziehen. Verletzungen des Plexus brachialis (BPI, brachial plexus injuries) sind die häufigste neurologische Folge. Typischerweise äußern sie sich in einseitiger Armschwäche und Asymmetrie beim Moro-Reflex mit beeinträchtigter aktiver Abduktion des Armes. Über BPI in 4 bis 40% nach Schulterdystokie wird berichtet. Einen dauerhaften Schaden trägt bei 10 000 Geburten ungefähr ein Baby davon.

Bei Schulterdystokie müssen ein oder mehrere geburtshilfliche Manöver gekonnt und rechtzeitig durchgeführt werden, um schwere Morbidität inkl. BPI vom Baby abzuwenden. Belege zu Typ und Abfolge der effektivsten Maßnahmen fehlen. Das McRoberts-Manöver und suprapubischer Druck wer­den generell als erste Maßnahme empfoh­len; sonst unterscheiden sich die Leitlinien*.

Um mehr Platz am Perineum zu schaffen und so potenziell die Entbindung zu erleichtern, haben manche Autoren die Episiotomie als eine frühe Standardintervention empfohlen; andere haben sogar zu einem absichtlichen, Proktoepisiotomie genannten Dammschnitt Grad IV geraten. Bei Qualitätssicherungsmaßnahmen wird oft eine fehlende Episiotomie bei Schulterdystokie mit Folgen als verbesserungswürdig erwähnt. Da wegen Schulterdystokie-Folgen für Babys oft prozessiert wird, haben Leitlinien zu diesem Thema auch rechtliche Konsequenzen.

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