Embryonentransfer bei künstlicher Befruchtung in Petrischale

Embryonentransfer bei künstlicher Befruchtung

Gyn-Depesche 3/2021

Ist „frisch“ doch günstiger?

Die Freeze-all-Strategie ist weder mit einer höheren Schwangerschaftsrate verbunden als der Frischtransfer, noch ist die Zahl der Lebendgeburten höher, so das Fazit einer randomisierten Studie des British Medical Journal. Da aber beim Frischfransfer die Dauer bis zum Schwangerschaftseintritt kürzer ist, empfehlen die Autor:innen den Frischtransfer als Goldstandard – sofern kein hohes Überstimulationsrisiko besteht.
Kommentar
Die Freeze-all-Strategie und der Frischtransfer unterscheiden sich bezüglich der meisten reproduktionsmedizinischen Behandlungsergebnisse nicht wesentlich, so das Fazit der Studienautor:innen. Sie geben allerdings zu bedenken, dass es in der Kryo-Gruppe im Median 86 Tage bis zum Schwangerschaftseintritt dauerte, in der Frischtransfer-Gruppe dagegen war diese Zeit signifikant kürzer, nämlich nur 28 Tage.
Nach einer ovariellen Stimulationsbehandlung mit In-vitro-Fertilisation (IVF) bzw. intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) können die entwickelten Embryonen entweder im selben Zyklus intrauterin eingesetzt werden, oder man kryokonserviert sie zunächst und transferiert sie erst in einem späteren Zyklus. Die sogenannte Freeze-all-Strategie hat gegenüber dem Frischtransfer den Vorteil, dass die behandelten Frauen seltener ein Überstimulationssyndrom erleiden.
Ob auch die Chancen auf eine anhaltende vitale Schwangerschaft sowie auf die Geburt eines lebenden Kindes steigen und inwiefern Vorteile hinsichtlich verschiedener weiterer reproduktionsmedizinischer Parameter bestehen, prüften dänische Forscher:innen nun an einem Kollektiv von 460 Frauen im Alter zwischen 18 und 39 Jahren. Alle Probandinnen hatten ein regelmäßiges Zyklusgeschehen und absolvierten ihren ersten, zweiten oder dritten IIVF- bzw. ICSI-Stimulationszyklus. Gemäß Randomisierung erhielten 230 Frauen zur Oozytenmaturation einen GnRH-Agonisten und alle generierten Blastozysten wurden zunächst vitrifiziert. Frühestens im übernächsten (modifizierten) natürlichen Zyklus erfolgte dann der Transfer einer Blastozyste. Die übrigen 230 Frauen erhielten zur Ovulationsinduktion humanes Choriongonadotropin (hCG), und es erfolgte der Transfer einer Blastozyste im selben Zyklus. Hatten sich bis zum Auslösetag allerdings mehr als 18 mindestens 12 mm große Follikel entwickelt, wurden zur Prophylaxe eines Überstimulationssyndroms auch in dieser Gruppe alle Embryonen kryokonserviert und erst in einem späteren Zyklus transferiert.
Das Ergebnis: Rund 28 % der Frauen der Kryo- und 30 % der Frischzyklus-Gruppe erlebten eine nach acht Schwangerschaftswochen andauernde vitale Gravidität. Auch bezüglich der Lebendgeburtenrate unterschieden sich die beiden Behandlungsstrategien nicht wesentlich (27 % vs. 29 %). Gleiches galt für die hCG- Positivitätsrate, die Fehlgeburtenrate sowie das Risiko für Schwangerschafts- oder geburtshilfliche Komplikationen.
Lediglich eine der Patientinnen in der Frischtransfer-Gruppe entwickelte ein Überstimulationssyndrom. Frühgeburten beobachteten die Forscher:innen signifikant häufiger in der Frischtransfer-Gruppe (11 % vs. 0 %), wogegen die Kinder der Kryotransfer-Gruppe mit einem höheren durchschnittlichen Geburtsgewicht zur Welt kamen (3.586 g vs. 3.117 g). LO
Quelle: Stormlund S et al.: Freeze-all versus fresh blastocyst transfer strategy ... BMJ 2020; 370: m2519. doi: 10.1136/bmj.m2519
Urheberrecht: Adobe Stock - Andriy Bezuglov

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x