US-Umfrageergebnis

Gyn-Depesche 6/2020

Junge Männer haben immer weniger Sex

Eine US-amerikanische Umfrageserie brachte es an den Tag: Der Anteil der Erwachsenen, die sexuell inaktiv sind, ist in den letzten 20 Jahren erheblich gestiegen.
Im Rahmen des General Social Survey beantworteten knapp 10.000 erwachsene US-Bürger alle zwei Jahre Fragen zu ihrer sexuellen Aktivität. Vom Jahr 2000 bis 2018 stieg der Anteil der 18- bis 24-jährigen Männer, die im vergangenen Jahr keinen Sex hatten, von 18,9 auf 30,9 %. Gleichzeitig sank in dieser Altersgruppe die Rate derjenigen, die mindestens einmal wöchentlich sexuell aktiv waren, von 51,8 auf 37,4 %. Bei den gleichaltrigen Frauen war die freiwillige oder unfreiwillige Enthaltsamkeit weniger weit verbreitet und über die Jahre mit 15,1 bis 19,1 % relativ stabil. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen war der Anteil der sexuell Inaktiven insgesamt geringer, nahm aber sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu (von 7,0 auf 14,1 % bzw. von 7,0 auf 12,6 %)
In der Gesamtkohorte betraf der Anstieg sexueller Abstinenz vor allem unverheiratete Männer. Bei verheirateten Männern und Frauen blieb der Anteil relativ stabil. Allerdings sank bei ihnen die Zahl derer, die mindestens einmal wöchentlich Geschlechtsverkehr hatten, während die der ein- bis dreimal monatlich Aktiven stieg.
Auch ein Zusammenhang der sexuellen Aktivität mit soziodemographischen Faktoren zeigte sich bei Männern deutlicher: Wenn sie nur Teilzeit oder gar nicht arbeiteten, noch in der Ausbildung waren oder wenig verdienten, wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass sie keinen Geschlechtsverkehr hatten. Die Verwendung von pornographischem Material steigerte dagegen die sexuelle Betätigung.
Mögliche Gründe für die Zunahme sexueller Inaktivität sehen die Autoren beispielsweise in dem zunehmenden Druck, Arbeit, Freizeit und Beziehung unter einen Hut zu bekommen, in digitalen Zerstreuungsmöglichkeiten und der steigenden Rate von Depressionen und Angsterkrankungen bei jungen US-Amerikanern. Auf die Gesundheit der Bevölkerung könnte das großen Einfluss haben, so die Spekulation. Denn: Sexualverkehr kann den Blutdruck und die Herzfrequenz senken und die Stressbelastung durch die Ausschüttung von Oxytocin reduzieren. Umgekehrt war eine geringere sexuelle Aktivität in Studien mit einer höheren Mortalität assoziiert. Dies könnte allerdings auch daran liegen, räumen die Autoren ein, dass gesündere Menschen im Allgemeinen sexuell aktiver sind. CW
Quelle: Ueda P et al.: Trends in frequency of sexual activity and number of sexual partners among adults aged 18 to 44 years in the US, 2000-2018. JAMA Network Open 2020; 3(6): e203833

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