Mammakarzinom

Gyn-Depesche 5/2017

Kältekappe verringert Haarausfall

In vielen Ländern wird die Kopfhautkühlung bereits zur Prävention der Chemotherapie- induzierten Alopezie eingesetzt. Haarausfall stellt für Patientinnen mit die gefürchtetste Nebenwirkung einer Chemotherapie dar. Randomisierte klinische Studien zu ihrer Wirksamkeit fehlten aber bislang.

Kommentar

Der Verlust ihrer Haare wird von vielen Mammakarzinom-Patientinnen als die belastendste Nebenwirkung der Chemotherapie empfunden. 8% gaben in Studien sogar an, aus Sorge um ihre Haare die Therapie zu verweigern. Die Studie von Nangia et al. und eine weitere, parallel dazu veröffentlichte, zeigen übereinstimmend, dass die Kopfhautkühlung jede zweite Patientin vor der Chemotherapie-assoziierten Alopezie bewahrt. Dass sich dies nicht auf die Lebensqualität auswirkte, mag an der wenig spezifischen Fragestellung gelegen haben. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Kopfhautkühlung erheblich dazu beitragen kann, die Belastungen durch die Therapie zu reduzieren und dadurch die Prognose zu verbessern.

Hershman DL: Scalp cooling to prevent chemotherapy- induced alopecia: The time has come. Ebd. 587-8

In sieben US-amerikanischen Kliniken erhielten 142 Mammakarzinom-Patientinnen während vier Zyklen einer Anthracyclin- oder Taxan-basierten Chemotherapie randomisiert eine Kopfhautkühlung oder nicht. Ihr mittleres Alter betrug 52,6 Jahre. Als primärer Endpunkt wurde ein Haarverlust von weniger als 50% definiert, der keine Perücke erforderte. Dieser Erfolg stellte sich bei 48 der 95 Patientinnen mit Kältebehandlung ein. Von den 47 Frauen, deren Kopfhaut während der Therapie nicht gekühlt wurde, benötigten dagegen spätestens nach dem vierten Zyklus alle eine Perücke. Aufgrund der hohen Überlegenheit der Kopfhautkühlung wurde die Studie auf Empfehlung des unabhängigen Komitees für die Daten- und Sicherheitsüberwachung abgebrochen, bevor die ursprünglich geplanten 235 Teilnehmer rekrutiert waren. Anders als erwartet wirkte sich der Erhalt der Haare jedoch nicht auf die Lebensqualität aus. Diese veränderte sich durch die Chemotherapie in keiner der beiden Gruppen signifikant. Schwere Nebenwirkungen durch die Kopfhautkühlung traten nicht auf. Am häufigsten genannt wurden Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Frösteln. Die meisten Patientinnen empfanden das Tragen der Kältekappe als nicht unangenehm. Die Studienteilnehmerinnen sollen allerdings noch fünf Jahre nachbeobachtet werden, um langfristige Folgen auf das Gesamtüberleben und die Rezidivrate inklusive Kopfhautmetastasen zu dokumentieren. CW

Quelle:

Nangia J et al.: Effect of a scalp cooling device on alopecia in women undergoing chemotherapy for breast cancer: The SCALP randomized clinical trial. JAMA 2017; 317: 596-605

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