Sectio caesarea

Gyn-Depesche 4/2021

Kein höheres Infektionsrisiko durch spätere Antibiose

Um das Risiko für eine maternale Infektion nach einem Kaiserschnitt zu senken, empfehlen deutsche und internationale Leitlinien eine antibiotische Prophylaxe vor dem Hautschnitt. Erfolgt sie erst nach der Abnabelung, könnte das allerdings für das kindliche Mikrobiom von Vorteil sein.
In einer großen Schweizer Kohortenstudie wertete man 55.901 Kaiserschnitte innerhalb von zehn Jahren in 75 Kliniken aus. Bei 47,2 % erfolgte die Antibiotika-Prophylaxe vor dem Hautschnitt, beim Rest danach. Insgesamt wurden 846 Wundinfektionen festgestellt. In der Gruppe mit einer Antibiose vor der Sectio betrug die Infektionsrate 1,6 %, in der Vergleichsgruppe 1,7 %. Der Unterschied erwies sich auch im adjustierten Modell als statistisch nicht signifikant. Innerhalb eines Zeitfensters für die Antibiotika-Administration von 40 Minuten vor dem Hautschnitt bis 15 Minuten danach blieb die Infektionsrate weitgehend stabil. Ein höheres Risiko ergab sich allerdings, wenn die antibiotische Prophylaxe mehr als 40 Minuten vor der Inzision erfolgte, sowie bei einer längeren Operationsdauer, einem höheren BMI der Patientin und kontaminierten Wundrändern.
Ließe sich die Antibiose bis nach der Abnabelung verschieben, könnte das für die Entwicklung des kindlichen Mikrobioms von Vorteil sein. Die Ergebnisse der Kohortenstudie deuten darauf hin, dass dies keine gravierenden Folgen für das maternale Infektionsrisiko hätte. Gegen eine Antibiose vor dem Hautschnitt spricht nach Ansicht der Autoren zudem eine stärkere Selektion von resistenten Erregern sowie das möglicherweise erschwerte Erkennen einer neonatalen Sepsis. CW
Quelle: Sommerstein R et al.: Antimicrobial prophylaxis administration after umbilical cord clamping ... Antimicrob Resist Infect Control 2020; 9(1): 201

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