Zu Beginn der Covid-19-Pandemie wurde Patienten mit MS zu strenger Selbstisolation geraten, der Start sowohl immunmodulatorischer als auch -suppressiver Therapien teilweise verschoben. Dies hat sich mittlerweile geändert. Wie hoch die Risiken für Ansteckung und einen schweren Verlauf wirklich sind, wurde in Neapel untersucht.
Vom 11. Mai bis 15. Juni 2020 wurden 310 MS-Patienten (42,3 ± 12,4 Jahre; 67,1 % Frauen) rekrutiert. Verglichen wurden sie mit 862 nicht-klinisch tätigen Universitätsmitarbeitern (42,9 ± 13,3 Jahre; 47,8 % Frauen) als „Niedrigrisikogruppe“ und 235 Mitarbeitern auf COVID-19-Stationen (39,4 ± 10,9 Jahre; 54,5 % Frauen) als „Hochrisikogruppe“. Primärer Endpunkt waren die Resultate der (obligatorischen) SARS-COV-2-IgG- und -IgM-Tests (mittels Lateral Flow Immunoassay, LFIA).
Niedrige Antikörper-Prävalenz – und meist milder Verlauf
Die drei Gruppen unterschieden sich bezüglich Demografie, klinischen oder Labormerkmalen nicht. Nur bei neun MSPatienten (2,9 %) ließen sich SARS-CoV-2- Antikörper nachweisen. Deren Prävalenz war signifikant niedriger (p < 0,001) als in der Hochrisikopopulation (25 Positive: 10,6 %) und nicht-signifikant (p = 0,057) höher als in der Niedrigrisikogruppe der Klinik (11 Positive: 1,3 %). Die seropositiven und -negativen MS-Patienten unterschieden sich dabei weder in Alter (p = 0,830), Geschlecht (p = 0,988), EDSS (p = 0,642), DMT-Typ (p = 0,486) und Komorbidität (p = 0,605) noch in der Zahl der Leukotzyten (p = 0,301) oder Lymphozyten (p = 0,129). Nur zwei der neun positiv auf SARS-CoV-2-Anitkörper getesteten MS-Patienten berichteten retrospektiv ü ber l eichte u nd z udem n ur k urz a nhaltende COVID-19-Symptome, die übrigen waren asymptomatisch geblieben. HL