Chemotherapie in der Schwangerschaft

Gyn-Depesche 5/2015

Keine Langzeitfolgen für das Kind zu erwarten

In einer von 1000 Schwangerschaften wird eine Krebsdiagnose gestellt. Ob eine Chemotherapie nach Abschluss der fetalen Organogenese die kindliche Entwicklung beeinträchtigt, untersuchten US-amerikanische Wissenschaftler.

An der Kohortenstudie nahmen 55 Mütter mit 57 Kindern aus dem internationalen „Cancer and Pregnancy Registry“ teil. In allen Fällen war während der Schwangerschaft eine Krebserkrankung der Mutter diagnostiziert worden. 35 Feten waren in utero nach Abschluss der 12. SSW (im Mittel ab SSW 22) einer Chemotherapie ausgesetzt – meist Doxorubicin und Cyclophosphamid. In der Vergleichsgruppe von 22 Kindern hatten die Mütter während der Schwangerschaft keine Zytostatika erhalten. Als die Kinder 18 Monate oder älter waren, beantworteten ihre Mütter oder Pflegepersonen umfangreiche standardisierte Fragebögen.
Zwar kamen die Kinder nach einer maternalen Chemotherapie im Schnitt signifikant früher zur Welt (SSW 36,7 versus 38,2). Dennoch traten keine Unterschiede hinsichtlich der kognitiven Fähigkeiten, der schulischen Leistungen oder der Verhaltenskompetenz zutage. Im Schulalter lag der Anteil der Kinder mit Schwierigkeiten beim Rechnen oder Schreiben in beiden Gruppen bei etwa 20 bis 30%. Unabhängig von der Zytostatika-Exposition in utero erwies sich allerdings die Inzidenz von Borderline-Verhaltensauffälligkeiten insgesamt als relativ hoch.
Wie schon frühere kleinere Studien belegen, scheint sich eine Chemotherapie nach der 12. SSW nicht schädigend auf die psychische Entwicklung der Kinder auszuwirken. Unabhängig davon kann aber die Krebserkrankung der Mutter die kindliche Verhaltenskompetenz mit steigendem Alter negativ beeinflussen. CW

Quelle:

Cardonick EH et al.: Development of children born to mothers with cancer during pregnancy ... Am J Obstet Gynecol 212 (2015) 658.e1-8

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x