Adipositas in der Gynäkologie

Gyn-Depesche 6/2020

„Keine Physik, sondern Physiologie“

Endokrine Störungen, PCOS und Infertilität sind nur einige der möglichen Folgen von Adipositas bei Frauen. Wie kann das Gewicht dauerhaft reduziert werden?
Schon eine Verringerung des Körpergewichts um 10 % verbessert nachweislich den Glukose- und Insulinstoffwechsel, das Lipidprofil und die reproduktive Funktion. „Trotzdem bleiben Patienten, die ihr Gewicht nach einer Diät dauerhaft halten, die absolute Ausnahme“, berichtete Prof. Arya Sharma, Inhaber des Lehrstuhls für Adipositasforschung an der University of Alberta, Kanada. Seiner Ansicht nach ist Adipositas nicht nur ein „Bilanzproblem“, dem durch geringere Kalorienaufnahme und höhere Kalorienausgabe beizukommen ist: „Wir haben es dabei nicht mit reiner Physik zu tun, sondern mit Physiologie.“ Ziel des Körpers sei es, das höchste Gewicht, das im Leben erreicht wurde, zu erhalten. Bei einem Gewichtsverlust steuert der Körper sofort gegen, zum Beispiel durch einen gesteigerten Appetit und einen niedrigeren Grundumsatz. Und weil diese Prozesse vom Hypothalamus reguliert werden, stehen sie auch nicht unter willkürlicher Kontrolle. Die derzeit effektivste Therapie bei Adipositas ist die bariatrische OP. In Anbetracht der hohen Zahl an Betroffenen reichen aber die Kapazitäten nicht aus. Eine der wenigen medikamentösen Optionen ist der GLP-1-Rezeptor- Agonist Liraglutid, der das Sättigungsgefühl fördert und den Appetit hemmt. Dass der Wirkstoff auch im Langzeitverlauf effektiv ist, bestätigte unter anderem die randomisierte Studie SCALE Trial 1807, in der Adipositas-Patienten, die über ein Jahr Liraglutid einnahmen, ihr Körpergewicht um durchschnittlich 10 % reduzierten. Im Vergleich dazu: Durch eine Lebensstiländerung sind es im Schnitt 3 bis 5 %. RG
Quelle: Symposium: „Adipositas in der gynäkologischen Praxis“, Online, 9.10.2020

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