Frau im OP-Kittel mit schönen Fingernägeln hält die Arme verschrenkt und hält ein Stethoskop in der Hand.

Junge Ärztinnen

Gyn-Depesche 1/2022

Keine Zeit zum Kinderkriegen

Vor allem bei Fachärztinnen wird der Kinderwunsch oft lange hinausgezögert. Daran müsse sich dringend etwas ändern, fordern die kanadische Gynäkologin Dr. Maria Cusimano und ihr Team von der University of Toronto.
Hintergrund zu diesem Aufruf waren die Ergebnisse einer populationsbasierten Kohortenstudie, in der die Forscher die Geburtsraten bei 5.238 kanadischen Ärztinnen analysiert und mit denen einer altersgematchten Gruppe von 26.640 Frauen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen hatten. Es zeigte sich, dass 98 % der Ärztinnen bis zum Zeitpunkt der Approbation kinderlos geblieben waren. Zum Vergleich: Während von den Frauen ohne Arzttitel fast jede fünfte bis zu ihrem 25. Geburtstag bereits ein Kind geboren hatte, war dies nur bei jeder 200. Ärztin der Fall. Nach dem 30. Lebensjahr begannen die Ärztinnen allerdings nachzuziehen: Die kumulative Geburtenrate stieg deutlich steiler an als bei den Nicht-Ärztinnen, weshalb es in der Altersklasse der Über-37-Jährigen die Gruppe der Ärztinnen war, bei denen mehr Geburten verzeichnet wurden.
Dabei hatte auch der Grad der Spezialisierung Auswirkungen auf die Familienplanung: Im Vergleich zu Allgemeinmedizinerinnen war das Durchschnittsalter der Fachärztinnen bei der ersten Geburt höher (31,4 vs. 32,1 Jahre) und die Geburtenrate pro 100 Personenjahre niedriger (2,83 vs. 2,42).
Um die Zahl der späten Schwangerschaften und den damit verbundenen Risiken zu minimieren, sind laut den Studienautorinnen Maßnahmen auf Systemebene notwendig, welche jungen Ärztinnen mit Kinderwunsch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen. RG
Quelle: Cusimano MC et al.: Delay of pregnancy among physicians vs nonphysicians. JAMA Intern Med 2021; 181(7): 905-12
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