Maternales Hämoglobin als Prädiktor?

Gyn-Depesche 3/2015

Kindliches kardiovaskuläres Risiko

Können Anämie oder ein erhöhter Hämoglobinspiegel in der Schwangerschaft das kardiovaskuläre Risiko des Kindes erhöhen? Aktuelle Studienergebnisse sprechen dagegen.

Kinder mit geringem Geburtsgewicht tragen ein höheres Risiko, später kardiovaskuläre Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Ob der maternale Hämoglobin-Spiegel in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt, wurde nun an Daten von über 5000 werdenden Müttern untersucht. Hierfür bestimmte man den Hb-Spiegel noch während der Schwangerschaft (im Mittel in Schwangerschaftswoche 14,6). Ein Hb <11,00 g/dl galt als anämisch, Konzentrationen ≥13,21 g/dl wurden als erhöht definiert. Im Alter von sechs Jahren analysierte man BMI, Körperzusammensetzung sowie Blutdruck, kardiale Parameter und Blutwerte der Kinder.
624 Mütter waren anämisch, 730 wiesen erhöhte Hämoglobinspiegel auf (mittlerer Hb 10,63 g/dl; 95% KI 8,7-10,96 bzw. 13,52 g/dl; 95% KI 13.21-14,66). Der maternale Hämoglobinspiegel stand in keinem Zusammenhang mit BMI, Körperfettverteilung, systolischem Blutdruck und Cholesterin- oder Insulinspiegel der Kinder.
Der Nachwuchs von anämischen Müttern zeigte tendenziell einen leicht erhöhten diastolischen Blutdruck und eine geringere C-Peptid- Konzentration (mittlere Differenz 0,70 mmHg; 95% KI 0,12-1,29 bzw. 0,93; 95% KI 0,88- 0,98). Ein erhöhter maternaler Hb-Spiegel war hingegen mit einer geringeren linksventrikulären Masse verbunden. Allerdings waren diese Zusammenhänge nur schwach ausgeprägt oder nach Berücksichtigung weiterer Faktoren nicht mehr signifikant.
Entgegen bisheriger Studien legen diese Resultate nahe, dass der maternale Hämoglobinspiegel auf das kardiovaskuläre Risiko des Kindes kaum Einfluss nimmt. Möglicherweise wirken sich nur sehr stark reduzierte oder erhöhte Hb- Spiegel nachweisbar negativ auf die kardiovaskuläre Gesundheit des Kindes aus. OH
Quelle:

Welten M et al.: Maternal haemoglobin levels and cardio-metabolic risk factors in childhood: the generation R study. BJOG 2015; 122(6): 805-815

ICD-Codes: P96.9

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