Schon vor einigen Jahren legten Experimente an Mäusen und Milchkühen nahe, dass Hitzestress die Steroidbiosynthese stört, was wiederum die Oozytenreifung beeinträchtigt. In einer großen prospektiven Studie fanden Wissenschaftler nun auch beim Menschen eine Assoziation zwischen der Umgebungstemperatur und der ovariellen Reserve: Mit jedem Temperaturanstieg um im Mittel 1 °C über die letzten drei Monate sank der antrale Follikelcount (AFC) um 1,6 %. In die Studie eingeschlossen waren 631 Frauen, die sich wegen Infertilität in einem Kinderwunschzentrum im Nordosten der USA vorgestellt hatten. Alle Probandinnen gaben Auskunft zu ihrem Wohnort, woraufhin die Forscher die dortige Durchschnittstemperatur über die zurückliegenden drei Monate berechneten. Anschließend wurde der AFC per transvaginalem Ultraschall bestimmt.
Besonders ausgeprägt war die Assoziation zwischen der Umgebungstemperatur und dem AFC in den Wintermonaten. Diese Beobachtung scheint zwar zunächst kontraintuitiv, ist jedoch plausibel: Während der Körper die Sommerhitze durch verschiedene temporäre Anpassungsvorgänge ausgleicht (z. B. Steigerung des Herzzeitvolumens), fehlen diese Schutzmechanismen im Winter. Und da Frauen aus den gemäßigten Breiten am schlechtesten hitzeadaptiert sind, könnten es auch diese Frauen sein, deren reproduktive Gesundheit durch den Klimawandel am stärksten gefährdet ist. RG