HPV-Vakzine

Gyn-Depesche 5/2017

Kolposkopie bei „Nachholgeimpften"

Inwiefern beeinflusst die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) das kolposkopische Erscheinungsbild der Zervix? Und wie wirkt sich die Impfung auf die Prävalenz der verschiedenen HPV-Genotypen aus? Diesen Fragen sind britische Wissenschaftler nun nachgegangen.

In Schottland werden seit 2008 alle 12- bis 13-jährigen Mädchen im Rahmen eines schulischen Impfprogramms gegen HPV immunisiert (Durchimpfungsrate 90%). Anfangs wurde die Vakzine zusätzlich auch den 14- bis 17-jährigen Mädchen angeboten. 198 nicht geimpfte (Rekrutierung 2010/2011) und 163 potenziell im Rahmen der Nachholimpfung vakzinierte (Rekrutierung 2012-2014; Durchimpfungsrate 41%) Frauen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren gingen in die Analyse ein. Alle Studienteilnehmerinnen waren nach einer auffälligen Zytologie kolposkopiert und mittels HPV-Test (DNA-Genotypisierung bezüglich 37 verschiedener Virustypen) untersucht worden. Bei einem Teil der Proben wurde zudem die E6/E7-mRNA-Expression von HPV16, 18, 31, 33 und 45 gemessen. Nahezu jede zweite nicht geimpfte Frau, aber nur 9% der geimpften Probandinnen, waren HPV16-positiv (p <0,001). Auch HPV18 sowie eine transkriptionell aktive HPV-Infektion waren bei negativem Impfstatus häufiger nachweisbar. Die Prävalenz zervikaler intraepithelialer Neoplasien (CIN) insgesamt bzw. von CIN2- oder höhergradigen Läsionen war in der nicht geimpften Gruppe ebenfalls signifikant größer. Hinsichtlich der kolposkopischen Befunde bestanden keine Unterschiede zwischen den beiden Kollektiven. Insbesondere fand sich kein Zusammenhang zwischen dem Nachweis von HPV16-DNA bzw. -mRNA und dem kolposkopischen Erscheinungsbild. Der positive Vorhersagewert der Kolposkopie für High-grade-Läsionen unterschied sich in beiden Studienkollektiven nicht signifikant (geimpft: 66,7% vs. nicht geimpft: 74%). Die HPV-Nachholimpfung, so das Fazit der Autoren, reduziert die Prävalenz von High-risk- HPV-Genotypen und hochgradigen CIN. Trotz des etwas geringeren positiven Vorhersagewerts nach Vakzinierung bleibt die Aussagekraft der Kolposkopie nach einer Impfung im Wesentlichen unverändert. Ob diese Ergebnisse auch für die im Rahmen der Schulimpfung vakzinierten Mädchen zutreffen, muss noch untersucht werden, sobald diese am Screening teilnehmen. LO

Quelle:

Munro A et al.: The impact of human papillomavirus type on colposcopy performance in women offered HPV immunisation in a catch-up vaccine programme: a two-centre observational study. BJOG 2017; 124: 1394-14

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