Kontrazeption in den USA

Gyn-Depesche 6/2019

Kostenminimierung

Ein paar amerikanische Fakten, die angesichts von steigenden Kosten im Gesundheitssektor auch uns interessieren sollten.
Fast die Hälfte (45 %) aller Schwangerschaften in den USA sind unbeabsichtigt, und was die Jugendlichen im Speziellen betrifft, sind es sogar nahezu doppelt so viele (85 %)!
Diese Zahlen sind weitaus höher als in anderen sogenannten entwickelten Ländern und verursachen der amerikanischen Regierung geschätzte Kosten von sage und schreibe 21 Milliarden US-Dollar jährlich. Aufgrund der Zusammenhänge zwischen gewollten Schwangerschaften und den wirtschaftlichen Folgen hat das US-Department of Health and Human Services den Anteil der beabsichtigten Schwangerschaften um 10 % zu erhöhen als eine ihrer Zielsetzungen für das Jahr 2020 herausgegeben.
Unbeabsichtigte Schwangerschaften betreffen unverhältnismäßig oft Frauen niedriger Einkommensschichten und nationaler, sowie ethnischer Minderheiten. Tatsächlich sind unbeabsichtigte Schwangerschaften bei Frauen, die Einkommen unterhalb der staatlichen Sozialhilfeschwelle beziehen, fünf Mal häufiger als bei Frauen, die ein doppelt so hohes Einkommen zur Verfügung haben. Die hierbei schwankenden Raten der unbeabsichtigten Schwangerschaften zwischen den verschiedenen Bundesstaaten der USA werden mit dem jeweils unterschiedlichen Zugang zur medizinischen Grundversorgung in Zusammenhang gebracht.
Der Staat Indiana, aus dem die Daten zur Studie stammen, hat sowohl große Gebiete mit spärlicher Primärversorgung zu beklagen, als auch eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Ärzten bezogen auf die ansässige Bevölkerung im Vergleich zu den restlichen USA. Die Ergebnisse der Studie haben jedoch gezeigt, dass durch einen verbesserten Zugang zu einer medizinischen Versorgung betroffene Frauen, auch jugendliche, weitaus bereitwilliger effektive Kontrazeptiva verwenden und demzufolge unbeabsichtigte Schwangerschaften, sowie daraus resultierende Abtreibungen deutlich seltener wurden.
Schlüsselfaktoren waren hierbei allerdings auch ein kostenloser Zugang zur medizinischen Versorgung, in diesem Falle zu kostenlosen Kontrazeptiva, und die Erstkonsultation musste noch am selben Tag gegeben sein. So beliefen sich die Kosten bei Initiierung einer reversiblen Langzeitverhütung bei Erstkonsultation auf 2.016 $ pro Jahr. Auch die Rate ungewollter Schwangerschaften (14 vs. 48 %) und der der Schwangerschaftsabbrüche (4 vs. 14 %) war niedriger bei dem Erstkonsultationsprinzip.
Dieses sogenannte CHOICE-Projekt führte hierbei laut Studie zu einer beeindruckenden Reduzierung von unbeabsichtigten Teenager- Schwangerschaften um fast 80 %. MMH
Quelle: Wilkinson TA et al.: Cost minimization analysis of same-day long-acting reversible contraception for adolescents. JAMA Netw Open 2019 Sep 4; 2(9):e1911063
ICD-Codes: Z30.

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